Landessuperintendent Dieter Rathing hat das Soltauer Haus der Kirche als „Leuchtturm im Kirchenkreis“ gewürdigt. Hier würden neue Zielgruppen und Veranstaltungsformate in den Blick genommen. Als Beispiel nannte der Regionalbischof das Projekt „55+“. Anlass für seine Besuchsreihe mit insgesamt rund 30 Terminen war die alle sechs Jahre stattfindende Visitation des Kirchenkreises und der Superintendentur-Kirchengemeinde St. Johannis.
„Die traditionelle Seniorenarbeit passt heute nicht mehr zu den Menschen in der zweiten Lebenshälfte“, weiß Rathing. Jung-Senioren wollten nicht „betüdelt“ werden, ihre Freizeit vielmehr aktiv gestalten. Musikalische Angebote unter dem Motto „Papa is a rolling stone“, Fahrradtouren und Bildungsreisen sind Beispiele des Kirchenkreis-Projekts für Menschen im Übergang vom Berufsleben zum Ruhestand.
Das Familienzentrum im Haus der Kirche bietet zudem an verschiedenen Orten im Kirchenkreis Treffpunkte und Themen für Familien an. Dazu gehören neben Kursen für Eltern mit Kindern im ersten Lebensjahr auch Elternkurse nach dem Konzept des deutschen Kinderschutzbundes, Motto: Starke Eltern – Starke Kinder. „Ich wünsche dem Kirchenkreis, dass die Gemeinden noch mutiger auf die ambulanten Angebote des Familienzentrums zugreifen“, sagte der Landessuperintendent.
Ausdrücklich lobte Rathing die Einrichtung einer vollen Stelle für den Kirchenkreis-Jugenddienst. Ebenso begrüßenswert sei die verstärkte Zusammenarbeit von Gemeinden, etwa im Blick auf das gottesdienstliche Angebot oder die Öffentlichkeitsarbeit.
Dass die Kirche an Bedeutung verliert, erfuhr Rathing unter anderem bei einem Gespräch mit Lehrkräften an Schulen. Mancherorts sei das Fach „Werte und Normen“ zur Regel geworden, der Religionsunterricht zur Ausnahme. „Teile der Bevölkerung erreichen wir nicht mehr“, beschrieb der Regionalbischof einen „geistlichen Grundkummer“. Gleichwohl blicke der Kirchenkreis Soltau offensiv in die Zukunft, fördere innovative Projekte mit Zuschüssen über einen sogenannten „Zukunfts-Fonds“.
Zum Kirchenkreis Soltau gehören zwölf Kirchengemeinden in den Landkreisen Heidekreis und Celle mit insgesamt rund 42.000 evangelisch-lutherischen Kirchenmitgliedern. Die Hermannsburger Mission, Stätten der Erinnerungskultur wie Bergen Belsen, die Kirche im Tourismus und die einzige Militär-Kirchengemeinde im Bereich der Hannoverschen Landeskirche in Munster stellen Besonderheiten der Region dar.
Hartmut Merten