Grüne Woche erinnert an Friedrich Wilhelm Raiffeisen – Rathing plant Sprengelbereisung zum Thema
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) hat auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin an Friedrich Wilhelm Raiffeisen erinnert. Anlass ist der 200. Geburtstag des Sozialreformers in diesem Jahr.
Zu den Gratulanten gehörte auch der Lüneburger Landessuperintendent Dieter Rathing. „Ich möchte meine diesjährige Sprengelbereisung Friedrich Wilhelm Raiffeisen widmen, der ja ein überzeugter evangelischer Christ war“, begründete der Regionalbischof sein spezielles Interesse. Anders als etwa heutigen Aktiengesellschaften, die ihren Aktionären verpflichtet sind, sei es Raiffeisen um Hilfe für Bedürftige gegangen. Die von ihm gegründeten Genossenschaften verfolgten konsequent das Prinzip der Uneigennützigkeit. „Die Darlehnskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung sowie auch der städtischen Handwerker und Arbeiter“, ließ bereits der Titel seines 1865 erschienenen Buchs die Ziele erkennen. Das Motto am Stand in Halle 3.2 betonte den Gedanken der Gemeinschaft: „Das Wir ist unsere Stärke“.
„Mich interessiert, wie sich landwirtschaftliche Genossenschaften oder auch die Volks- und Raiffeisenbanken heute verstehen und wie sich die genossenschaftliche Idee weiterentwickelt hat", sagte Rathing. So könnten vielleicht auch gemeinschaftliche Wohnformen als Nachwirkungen der damaligen Sozialreformen verstanden werden. „Gemeinsam mit unserem Referenten für den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, Pastor Peer-Detlev Schladebusch, bin ich gerade dabei, das Themenfeld zu scannen“, so Rathing.
Zu den Ausstellungsschwerpunkten des DRV gehörte das Thema Tiertransporte. Ein begehbarer Tiertransporter bot den Besuchern einen Perspektivwechsel und vermittelte Regeln für tiergerechte Transporte. Ein Thema, das Dorit Stehr (Oldendorf), die Rathing auf seinem Rundgang begleitete, derzeit ganz besonders interessiert. Im November 2017 hatte das ZDF eine Fernsehdokumentation zu tierquälerischen Transporten quer durch Europa ausgestrahlt. Leider gebe es keine einheitlichen europäischen Regeln, beklagte Stehr, Leiterin des Referats Tierschutz im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. Jenseits der europäischen Grenzen seien die Verhältnisse noch bedrückender. Für Deutschland gebe es indes strenge Regeln und die würden auch eingehalten. „Unsere Tiere kommen gut und entspannt an der Grenze an, davon habe ich mich mehrfach persönlich überzeugen können“, betonte Stehr.
Regelmäßig ist die Kirche auch als Ausstellerin auf der Grünen Woche vertreten, der ökumenische Kirchenstand wurde diesmal von der Evangelischen Kirche in Baden sowie der katholischen Landvolkbewegung betreut. Ein Thema war hier die Dorfentwicklung. Die Kirche fördere beispielsweise Gemeinde-Entwicklungsprozesse mit dem Ziel, dass Familien und Kinder im ländlichen Raum bleiben oder sich dort ansiedeln, berichtete Martha Hänsler. „Über die Zukunftsfähigkeit von Dörfern entscheiden viele, vor allem aber sollten es die Dorfbewohner selbst tun.“
Alte Bekannte traf Landessuperintendent Rathing auf seinem Rundgang durch die Niedersachsenhalle am Gemeinschaftsstand Elbe-Wendland. „Wir wollen die Touristen des Elberadweges dazu einladen, bei uns Rast zu machen“, erläuterte Samtgemeindebürgermeister Christian Järnecke (Gartow) das Projekt Rad-Genuss. Zu den „Genusspunkten“ der Region gehören das Archezentrum in Amt Neuhaus, der Milchschafhof in Diahren sowie das Nemitzer Heidehaus.
Landesbischof Ralf Meister nahm gemeinsam mit Rathing an einer Zukunftswerkstatt teil, zu der die niedersächsische Marketinggesellschaft eingeladen hatte. „Ländliche Räume: den Wandel gestalten – eine Vision für 2050“ war das Thema. Vor allem ging es dem Landesbischof bei seinem Besuch auf der Grünen Woche darum, Kontakte zu Menschen in der Landwirtschaft zu pflegen, Sorgen wahrzunehmen und Leistungen wertzuschätzen. „Kirche und Landwirtschaft, das ist schon eine feste Achse“, unterstrich der Landesbischof die engen Beziehungen.
Hartmut Merten