20 Jahre Verein Hospizarbeit Gifhorn: Landessuperintendent würdigt ehrenamtliches Engagement
„Die Hospizbewegung und die palliative Versorgung sind die besten Argumente gegen ein kurzschlüssiges Töten auf Verlangen.“ Das sagte Landessuperintendent Dieter Rathing am 2. Juni in Gifhorn. Anlass war die Feier zum 20-jährigen Bestehen des Vereins Hospizarbeit im Schloss Gifhorn.
Theoretische Argumente gegen aktive Sterbehilfe hätten mitunter wenig Überzeugungskraft, nannte der evangelische Regionalbischof für den Sprengel Lüneburg der hannoverschen Landeskirche eine persönliche Erfahrung. Hospiz-Mitarbeitende dagegen könnten davon erzählen, „wie wertvoll es ist, die letzte Lebensphase, in allem Schweren, gemeinsam zu erleben“. So würden schließlich „auch Loslassen in Begleitung und ein friedliches Gehen möglich“, sagte Rathing. Für sterbende Menschen und deren Angehörige sei der Dienst der Hospizarbeit von unschätzbarem Wert.
Der Regionalbischof wandte sich in seinem Grußwort gegen die in der Kirche um sich greifende Professionalisierung, als könne die Begleitung sterbender Menschen eigentlich nur noch von beruflich hoch Ausgebildeten angemessen geleistet werden. Ein zweites Problem bezeichnete Rathing mit dem Stichwort Ökonomisierung: „Was früher wie selbstverständlich in Familien, Kirchengemeinden und Nachbarschaften an Sterbe- und Trauerbegleitung zu Hause war, das kannst du dir heute nur noch von weither einkaufen.“ Die Hospizbewegung halte dagegen: „In einem qualifizierten Ehrenamt, mit einem sorgenden Handeln, das unentgeltlich aus regionalen Bezügen heraus erwächst.“ Den ehrenamtlich Mitarbeitenden gebühre Dank in Form von angemessener Schulung, Supervision und wertschätzender Begleitung, forderte Rathing.
Der Hospizverein Gifhorn wurde 1998 gegründet. Vier Jahre später konnte die Geschäftsstelle im Steinweg 4 eröffnet werden. Seit 2008 gibt es im Landkreis Gifhorn das Palliativ- und Hospiz-Netz. Hier arbeiten ambulante Palliativ-Care-Pflegeteams, Palliativmediziner und der ambulante Hospizverein zusammen. Ziel des Netzwerks sind die umfassende Betreuung von schwerstkranken und sterbenden Menschen sowie die Unterstützung der Angehörigen.
Hartmut Merten