Kirche und Tourismus in der Erlebnisgesellschaft
„Wenn die Leute hier das Paradies suchen, müssen wir als Kirche dabei sein.“ Das sagte Anke Westphal, Diakonin im Heide Park Resort Soltau, jetzt beim Netzwerkstreffen des Arbeitskreises Heide der Kirche im Tourismus. Rund 30 Kirchenpädagogen, Mitarbeitende in Offenen Kirchen und Touristiker aus der Region beschäftigten sich mit dem Thema: Kirche und Tourismus in der Erlebnisgesellschaft.
Der 1978 eröffnete Heide Park gilt heute als zweitgrößter Freizeitpark in Deutschland. Diakonin Anke Westphal, die sich bereits während ihres Studiums mit der Erlebnisgesellschaft beschäftigt hat und ihr Anerkennungsjahr im Heide Park Resort absolvierte, ist eine der insgesamt rund 900 Mitarbeitenden. Hier suchten die Menschen in erster Linie Spannung, weiß die 24-Jährige: „Bloß keine Langeweile, Hauptsache geil“, laute die Devise.
Damit die christliche Botschaft für Menschen bedeutsam sei, müsse sie lebensnah sein, erklärte Westphal. „Ich will hier auf die Leute zugehen und gemeinsam mit ihnen danach suchen, was sie suchen.“ Zunächst sei sie nur eine unter vielen Piraten im Park. Aber spätestens dann, wenn die Kinder mit den Begriffen Glaube, Liebe und Hoffnung „tätowiert“ würden, werde Anker-Ankes Mannschaft sichtbar. „Ich bin die christliche Piratin hier und zeige den Kindern gern, wo ich wohne“, verwies Westphal auf die Heidenhof-Kapelle.
Die Kooperation von Kirche und Park begann 2003, rief Soltaus Superintendent Heiko Schütte in Erinnerung. Der damalige Geschäftsführer Hannes Mairinger habe aus Überzeugung für die Zusammenarbeit geworben: „Wir sind Spezialisten für Spaß, Sie sind Spezialisten für Sinn.“ 2008 habe Diakonin Anke Rieper die neu geschaffene Stelle angetreten, sie wurde anfangs je zur Hälfte von Kirche und Heide Park finanziert. Auch wenn sich der Heide Park aus internen Gründen aus der Mitfinanzierung zurückgezogen habe: „Die Zusammenarbeit hat sich deutlich bewährt“, resümierte Schütte. Wesentlich für den Erfolg seien unter anderem die Bereitschaft, voneinander zu lernen, Reflexionen über das jeweilige Profil, etwa im Spannungsfeld von Halloween und Reformationstag, sowie Verlässlichkeit.
Über einen veränderten Markt sprach Frank Harre vom Heide Park Resort. So sei heute für Klassenfahrten ein pädagogischer Nutzen Voraussetzung für die Genehmigung durch Schulleitungen. Deshalb stelle das Unternehmen Unterrichtsmaterial zur Verfügung, berichtete Harre und nannte ein Beispiel: „Ohne Mathe und Physik gibt es keine Achterbahn.“