Rathing hielt Festrede bei Prämierungsfeier der Kreishandwerkerschaft Lüneburger Heide
Landessuperintendent Dieter Rathing hat anlässlich einer „Prämierungsfeier“ der Kreishandwerkerschaft Lüneburger Heide den Wert des Vertrauens zwischen Handwerkern und Kunden betont. Handwerkern gehe es um mehr als um Auftragsempfang und Rechnungserstellung. Es komme ebenso darauf an, einander in die Augen sehen zu können. „Diese zwischenmenschliche Seite ist neben einem Gesellen- oder einem Meisterbrief ein wichtiges Werkzeug im Kompetenzkoffer der Handwerker“, sagte Rathing in seiner Festrede.
Bei der Feier in Erbstorf bei Lüneburg wurden 33 Auszubildende geehrt, die ihre Gesellenprüfung kürzlich mit der Note „gut“ oder „sehr gut“ bestanden haben. Laut Kreishandwerksmeister Achim Aschenbrenner haben damit etwa zehn Prozent der Auszubildenden hervorragende Leistungen gezeigt. Außer den jungen Handwerkerinnen und Handwerkern bekamen auch deren Ausbilder eine Urkunde überreicht.
Das Ende der Lehrzeit sei indes nicht das Ende der Lernzeit, machte der Kreishandwerksmeister deutlich und betonte: „Wir sind praktisch zum ständigen Weiterlernen gezwungen“. Allerdings hätten qualifizierte Handwerker beste Berufsaussichten. Das Handwerk als „die Wirtschaftsmacht von nebenan“ habe nach wie vor „goldenen Boden“, malte Aschenbrenner den jungen Handwerkern eine gute Zukunft aus.
Auch Rathing zollte den nunmehr Ausgebildeten zunächst Respekt für ihr Durchhaltevermögen. In der Lehrzeit mag es „Ödes und Langweiliges, das Beschwerliche und das manchmal richtig Verfluchte“ gegeben haben. Zum mühsamen handwerklichen Alltag gehöre auch, mit der schlechten Zahlungsmoral mancher Kunden fertig zu werden, mit der Billigkonkurrenz zu leben oder die Anforderungen der Bürokratie zu erfüllen. Doch nicht die Manager der Großindustrie und die Funktionäre der Gewerkschaften seien die tragenden Säulen der Wirtschaft, sagte der evangelische Regionalbischof. „Die Wirtschaft steckt vielmehr in den allgegenwärtigen handwerklichen Leistungen und Produkten, die uns jeden Tag begleiten - von den Brötchen am Morgen bis zur Jalousie, die ich am Abend herunterziehe.“
Dass es im Handwerksberuf nicht allein um die fachlichen Leistungen geht, verdeutlichte Rathing an Beispielen: „Die Malerin pinselt nicht nur Farbe, sondern bildet ein Empfinden von Ästhetik.“ Die Techniker gäben auch Sicherheit, verhüteten Unfall und Gefahr. „Die Fachverkäuferin schiebt nicht nur etwas über die Theke, sondern verwaltet Lebensmittel, die aller Sorgfalt und Aufmerksamkeit bedürfen, um wirklich Mittel zum Leben zu sein und zu bleiben.“ Zudem sei in der Wirtschaftswelt Zivilcourage gefragt, „wo ein Kollege von Kollegen schlecht behandelt wird“, mahnte der Regionalbischof die jungen Handwerker zum Einsatz für ein gutes Betriebsklima.
Rathing beklagte den wirtschaftlichen Schaden durch Schwarzarbeit in Deutschland. Doch auch durch „Schwarzseherei und Pessimismus“ gehe Umsatz verloren. Der Ausbildungserfolg „kann ein großes Gegengewicht gegen Mutlosigkeit und Pessimismus in schwierigen Zeiten sein“, sagte der Landessuperintendent. Die ausgezeichneten Gesellen hätten „ein ganz frisches Gefühl und ein starkes Wissen um Tatkraft und Ideenenergie“, diese Erfahrung sollten sie weitergeben: „Du kannst das!“
Hartmut Merten