Sprengelkonferenz der Lektoren- und Prädikantenarbeit in Uelzen
Angesichts des zu erwartenden Nachwuchsmangels im Pfarrberuf kann sich Landessuperintendent Dieter Rathing einen verstärkten Einsatz von Ehrenamtlichen vorstellen. „Wir freuen uns in Zukunft über jeden, den wir als ausgebildeten Lektor und Prädikanten mit der Leitung eines Gottesdienstes beauftragen können“, sagte der Regionalbischof für die evangelisch-lutherische Landeskirche im nordwestlichen Niedersachsen am Rande einer Sprengeltagung in Uelzen.
Nach aktuellen Berechnungen könnte bereits in zehn Jahren jede fünfte Pfarrstelle vakant sein, Tendenz steigend. Allerdings seien Lektoren und Prädikanten „keine kirchlichen Notnägel“, betonte Rathing. Das öffentliche Zeugnis des Glaubens durch nicht-ordinierte Christen habe in der evangelischen Kirche ein eigenes Recht neben dem Dienst der Pastoren. Doch gerade „Laien-Gottesdienste“ haben für Rathing einen besondere Reiz: „Ich wünsche mir öfter Gottesdienste, in denen ein Prädikant predigt und die Pastorin in der Kirchenbank sitzt.“
Die ehrenamtlichen Gottesdienstleiter „bringen einen besonderen Erfahrungsschatz aus Alltag und Beruf in die Verkündigung ein“, hat Rathing erfahren. Sie seien damit wichtige Grenzgänger zwischen Gemeinde und Theologie. Er schätze den „unverbrauchten frischen Blick“ auf biblische Texte. „Wenn sie den in Worte fassen können, sind sie sehr nahe an der Gottesdienstgemeinde“.
In den zwölf Kirchenkreisen des Sprengels Lüneburg leiten einer aktuellen Erhebung zufolge mehr als 300 Lektoren und Prädikanten regelmäßig die Gottesdienste. Das sind etwa genauso viele wie ausgebildete Pastorinnen und Pastoren in der Region tätig sind. Nach Angaben von Volker Dobers engagieren sich in der Landeskirche insgesamt sogar rund 1800 Ehrenamtliche in diesem Bereich, mehrheitlich Frauen. Gern würde der landeskirchliche Beauftragte für die Lektoren- und Prädikantenarbeit auch mehr jüngere Männer für die Ausbildung gewinnen. Aber unabhängig davon: „Die Lektorenkurse sind immer ausgebucht“, freute sich Dobers in seinem Bericht vor den Kirchenkreisvertretern über die gute Resonanz, die sogar zu Wartelisten führt. Pro Jahr würden zwei dieser Grundkurse im Michaeliskloster Hildesheim durchgeführt, zudem gebe es regionale Angebote.
Zu den Inhalten des rund 60 Stunden umfassenden Ausbildungsprogramms für Lektoren gehören Informationen zum Kirchenjahr und zum Ablauf eines Gottesdienstes ebenso wie Übungen zur Formulierung von Gebeten, zum Predigtvortrag oder zur Spendung des Segens. Während Lektoren sogenannte Lesepredigten zur Verfügung stehen, erhalten Prädikanten nach einem Beschluss des Pfarrkonvents und einem Kolloquium beim Landessuperintendenten das „Recht zur freien Wortverkündigung“. Voraus geht ein Aufbaukursus, bestehend aus zehn Wochenendseminaren, verteilt über zwei Jahre.
Bisher nur in Ausnahmefällen dürfen Prädikanten mit der Gemeinde auch das Abendmahl feiern. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir zu einer mutigeren Praxis kommen“, wagt Landessuperintendent Rathing einen Blick in die Zukunft.