Bericht von der XI. Tagung der 26. Landessynode

Nachricht 02. Dezember 2024

Das waren die Themen der XI. Tagung der 26. Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

Mit einem einstimmig verabschiedeten Wort der Synode (Kirchenparlament) unter dem Titel „Demokratie stärken“ hat die Landessynode ein starkes Zeichen für eine engagierte und werteorientierte politische Haltung gesetzt. Doch auch viele andere wichtige Themen wurden während der Tagung behandelt, die eine Neuausrichtung und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Herausforderungen forderten.

Die XI. Tagung der 26. Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, die vom 26. Bis 29. November 2024 in Hannover stattfand, stand unter dem Leitgedanken, die Demokratie zu stärken und die Verantwortung der Kirche in der Gesellschaft zu betonen.

Demokratie stärken – Ein Appell an die Gesellschaft

In einer Zeit politischer Verunsicherung, in der populistische und rechtsextreme Bewegungen an Einfluss gewinnen, sprach sich die Synode für eine starke Demokratie, den Rechts- und Sozialstaat aus und appellierte an alle, sich aktiv für diese Werte einzusetzen. Besonders in Zeiten der zunehmenden Verbreitung von Desinformationen und Hetze rief die Synode dazu auf, vor Wahlentscheidungen die Positionen der Parteien zu Menschenrechten und zur Verfassung zu prüfen und nur diejenigen zu wählen, die diese Werte uneingeschränkt bejahen.

„Als Christinnen und Christen treten wir insbesondere für soziale Gerechtigkeit, Bildungsgerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung ein“, hieß es im Wort der Synode. Der Text unterstrich die Bedeutung einer sachorientierten und respektvollen politischen Kommunikation und verwies auf die Verantwortung der Medien, Populismus keine Bühne zu bieten. Ein wichtiger Appell war auch die Erinnerung an den 75. Geburtstag des Grundgesetzes, dessen Werte nach wie vor nicht selbstverständlich sind und aktiv geschützt werden müssen. Dieser Appell wurde mit Nachdruck formuliert, da die Demokratie in einer Zeit der politischen Polarisierung und der wachsenden Verunsicherung stärker denn je verteidigt werden muss.

Der Bericht des Landesbischofs: Kirche im Wandel und Mut zu Veränderungen

Landesbischof Ralf Meister begann seine Rede vor der Synode mit einer hoffnungsvollen Nachricht über einen Waffenstillstand im Nahen Osten, der für den Frieden in der Region steht. Er erinnerte an die Verantwortung der Kirche, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen und betonte die Bedeutung der Hoffnung als Grundpfeiler der kirchlichen Arbeit. 

Im Zusammenhang mit dem Zukunftsprozess der Landeskirche sprach Meister von den notwendigen Veränderungen in der Struktur der Kirche und der Herausforderung, mit knappen Ressourcen umzugehen. Ein zentraler Punkt seiner Rede war der Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche. Meister setzte sich dafür ein, dass Vergebung nicht vor der Aufarbeitung der Taten stehen darf und betonte, dass die Kirche die Verantwortung für die Missstände anerkennen muss. 

Ebenso sprach er sich für eine konsequente Bekämpfung des Antisemitismus aus und unterstützte Initiativen wie das Kirchenasyl, das als zivilen Ungehorsam, aber auch als Akt der Menschlichkeit betrachtete. Ein weiteres Thema war die Bedeutung der Ökumene und der Dialog zwischen den christlichen Konfessionen, insbesondere mit der katholischen Kirche, um die Zukunft der evangelischen Kirche zu sichern. Meister stellte fest, dass die Kirche sich kontinuierlich weiterentwickeln muss, um ihrem Auftrag in der Gesellschaft gerecht zu werden. 

Die Herausforderungen der Landeskirche: Finanzielle Engpässe und neue Perspektiven

Neben den politischen und gesellschaftlichen Themen, die im Fokus der Synode standen, wurden auch interne Herausforderungen der Landeskirche thematisiert. Angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen und steigender Ausgaben stellte die Synode die Weichen für eine zukunftsfähige Finanzplanung. Es wurde ein Entwurf für eine Neuausrichtung des Finanzausgleichs vorgestellt, der eine gerechtere Verteilung der Mittel innerhalb der Landeskirche ermöglichen soll. Ziel ist es, auch in finanziell schwierigen Zeiten die sozialen und gemeindlichen Angebote aufrechtzuerhalten und die Aufgaben der Kirche weiterhin zu erfüllen.

Der Dialog über die Zukunft der Kirchenmusik stand ebenfalls im Zentrum der Diskussion. Ein neues Kirchenmusikgesetz wurde verabschiedet, das die musikalische Arbeit in den Gemeinden stärken und die Bedeutung der Kirchenmusik als spirituelles Element unterstreichen soll. Die Förderung von Kirchenmusik wird als ein zentraler Bestandteil der kirchlichen Arbeit betrachtet, der nicht nur das spirituelle Leben der Gemeinden bereichert, sondern auch eine Brücke zu Menschen schlagen kann, die sich sonst nicht in die Kirche einbringen.

Einladende Kirche und die Förderung des Ehrenamts

Ein weiteres wichtiges Thema war die Öffnung der Kirche hin zu einer einladenden und inklusiven Gemeinschaft. Die Landessynode verabschiedete eine Reform, die es künftig leichter machen soll, kirchliche Dienstleistungen und Angebote zu nutzen. Insbesondere die Abschaffung der sogenannten Dimissoriale, das kirchliche Amtshandlungen an bestimmte Bedingungen knüpft, wurde als ein Schritt hin zu einer inklusiveren Kirche verstanden. Damit wird die Kirche für mehr Menschen zugänglich, und die Teilnahme am kirchlichen Leben wird erleichtert.

Darüber hinaus wurde die Bedeutung des Ehrenamts für die Landeskirche hervorgehoben. Ein neues Kirchengesetz soll dafür sorgen, dass Ehrenamtliche in der Kirche besser unterstützt und wertgeschätzt werden. Dies soll dazu beitragen, das Engagement der Ehrenamtlichen zu fördern und die Kirchgemeinden nachhaltig zu stärken.

"Ehrenamtliche Mitarbeit ist unverzichtbar für das Leben und die Arbeit der Kirche."

Dr. Rainer Mainusch, Leiter der Rechtsabteilung im Landeskirchenamt

Regionalbischöfin Marianne Gorka: Aufarbeitung sexualisierter Gewalt bleibt eine zentrale Aufgabe

Regionalbischöfin Marianne Gorka berichtete auf der XI. Tagung der 26. Landessynode von den zentralen Themen der 5. verbundenen Tagung der 13. Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) und der 13. Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), die vom 8. bis 13. November 2024 in Würzburg stattgefunden hatte. Im Mittelpunkt der Synode stand die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie, ein Thema, das auch weiterhin sowohl Fortschritte als auch Herausforderungen mit sich bringt.

Gorka ging auf die Ergebnisse der ForuM-Studie ein, die im Januar 2024 veröffentlicht wurde und mindestens 1.259 Beschuldigte und 2.225 betroffene Personen seit 1946 dokumentiert. „Und das ist offenkundig nur die Spitze der Spitze des Eisbergs“, kommentierte Gorka die erschreckenden Zahlen.

Betroffenenvertreter wie Detlev Zander hatten auf einen größeren gesellschaftlichen Aufschrei gehofft, doch der „Ruck“, der erwartet worden war, sei ausgeblieben. Die Kirche bewege sich in kleinen und größeren Schritten voran.

Gorka hob zudem die Gründung der Vernetzungsplattform BeNe hervor, die betroffenen Personen als Austausch- und Informationsplattform dient. Weitere Initiativen, die von betroffenen Personen selbst organisiert werden, wurden ebenfalls als notwendig und legitim anerkannt.

Die Regionalbischöfin wies auch darauf hin, dass es weiterhin Spannungen und Kritik an den erzielten Kompromissen gibt. Manche Betroffenen fordern mehr Mitbestimmung und die Einrichtung externer Anlaufstellen. Diese Forderungen wurden auf der EKD-Synode deutlich geäußert.

Gorka betonte, dass die Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt in der Kirche eine Daueraufgabe bleibt und sowohl für die betroffenen Personen als auch für die Institution weiterhin eine große Kraftanstrengung erfordert. Die intensive Beschäftigung mit dem Thema sei nicht nur eine Aufgabe der Gegenwart, sondern eine Verpflichtung für die Zukunft.

"Hier wird entschieden, wie wir die Zukunft gestalten: Von theologischen Schwerpunkten über praktische Weichenstellungen bis hin zum Umgang mit begrenzten finanziellen Ressourcen."

Regionalbischöfin Marianne Gorka

Fazit: Auf dem Weg in eine zukunftsfähige Kirche

Die Landeskirche will auch weiterhin eine Orientierung und Stütze für die Menschen sein, in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft rasant verändert und vor vielen Herausforderungen steht. Die Synode hat deutlich gemacht, dass die Kirche nicht nur ein Ort des Glaubens ist, sondern auch eine aktive Rolle in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion spielt. In diesem Sinne wird die Landeskirche Hannovers auch künftig als eine Institution wirken, die sich für die Werte des Evangeliums und der Demokratie einsetzt und den sozialen Zusammenhalt stärkt.

Sämtliche Berichte zur Tagung XI. Tagung der 26. Landessynode sind auf der Seite der Landeskirche Hannovers zusammengefasst.
 

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175 Jahre Evangelisch-lutherisches Missionswerk in Niedersachsen (ELM)

Zum Abschluss der Landessynode wurde noch gefeiert. Denn das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen (ELM) feiert in diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen. Als weltweites ökumenisches Netzwerk betreut das ELM derzeit 19 evangelische Kirchen in 15 Ländern und fördert den Austausch und die Zusammenarbeit auf globaler Ebene.
Das ELM wurde ursprünglich 1849 als Hermannsburger Mission von Pastor Ludwig Harms gegründet. Ab 1853 bildete es die ersten Missionarinnen und Missionare aus und entsandte sie, um in verschiedenen Regionen der Welt Kirchengemeinden zu gründen und soziale Einrichtungen zu etablieren.

In den 175 Jahren seiner Geschichte hat sich das Missionswerk zu einem wichtigen Brückenbauer zwischen den Partnerkirchen weltweit und den Kirchengemeinden in Niedersachsen entwickelt. Zentraler Bestandteil der Arbeit des ELM ist die Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung. Diese Werte spiegeln sich in einer Vielzahl von Projekten wider, die in Zusammenarbeit mit den internationalen Partnern umgesetzt werden.

Die Landeskirche Hannovers, zu der das ELM gehört, versteht sich als „Kirche mit Weltoffenheit“ und setzt sich sowohl auf regionaler als auch internationaler Ebene für Menschenrechte und interreligiösen Dialog ein. Das ELM unterstützt diese Prinzipien, indem es Begegnungen zwischen den Glaubensgemeinschaften ermöglicht und Menschen in Not hilft.
Zu den Hauptprojekten des ELM gehören:

  • Bildungsinitiativen in Ländern wie Äthiopien, Brasilien, Indien und Südafrika
  • Gesundheitsversorgung durch den Aufbau und die Unterstützung medizinischer Einrichtungen in benachteiligten Regionen
  • Projekte zur Klimagerechtigkeit, die darauf abzielen, die Auswirkungen des Klimawandels zu mindern
  • Advocacy-Arbeit, die sich für die Rechte der Partnerkirchen und von Minderheiten in den jeweiligen Ländern einsetzt

Ein weiteres zentrales Element der Arbeit des ELM sind Austauschprogramme, die kirchlichen Mitarbeitenden und Freiwilligen die Möglichkeit bieten, in verschiedenen kulturellen Kontexten zu leben und zu arbeiten.

Dr. Emmanuel Kileo, Direktor des ELM, betont: „Unsere Mission hat heute andere Formen angenommen. Wir stehen für eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit unseren internationalen Partnerkirchen.“ Diese Partnerschaften auf gleicher Ebene prägen das heutige Verständnis der Missionsarbeit des ELM, das auf Dialog, Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung basiert.

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Kurzvideo

In diesem Kurzvideo auf dem Instgram-Kanal des Sprengels Lüneburg erläutert Regionalbischöfin Marianne Gorka kurz und knapp Aufgaben und Themen der XI. Tagung der 26. Landessynode.

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Das macht die Landessynode

Die Landessynode ist das höchste Beschlussorgan der Evangelischen Kirche auf Landeskirchenebene. Sie spielt eine zentrale Rolle in der Gestaltung und Leitung der Kirche auf landeskirchlicher Ebene und ist vergleichbar mit einem Parlament. Sie erlässt kirchliche Gesetze, beschließt den Haushalt, wählt wichtige kirchliche Amtsträger und behandelt theologische sowie gesellschaftliche Themen.

Die Synode ist zudem das Bindeglied zwischen den Gemeinden und der Kirchenleitung. Ihre Mitglieder, die Synodalen, werden aus den Gemeinden gewählt und vertreten diese für eine bestimmte Amtszeit. Sie spielen eine zentrale Rolle in der Organisation und Leitung der Landeskirche.