Eine gemeinsame Vision für die Zukunft unserer globalen Kirche

Pressemitteilung 05. September 2024

Auf Ihrer Reise zu den Partnerschaftskirchen in Südafrika bekräftigt Regionalbeschöfin Marianne Gorka ihr Engagement für Gemeinschaft, Vielfalt und geistliches Wachstum.

Mehr als 30 Vertreter:innen aus 19 evangelischen Kirchen in 15 Ländern kamen vom 30. August bis 5. September in Johannesburg, Südafrika, zur 7. Partnerkirchenkonsultation des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen (ELM) zusammen. Delegierte aus Kirchenleitung, Jugend- und Frauenarbeit tauschten sich über ihre Vision von Kirche aus und brachten ihre Erfahrungen und Perspektiven in den Dialog ein. Die internationale Tagung, die anlässlich des 175. Jubiläums des ELM stattfand, förderte das Verständnis für die globale Vielfalt innerhalb der evangelisch-lutherischen Gemeinschaft und setzte neue Impulse für kirchliche Zusammenarbeit und Mission.

„Mit dieser 7. Partnerkirchenkonsultation haben wir unsere Beziehungen neu geknüpft, wiederhergestellt und erneuert, indem wir unsere jeweiligen Perspektiven miteinander geteilt und uns zugehört haben, auch wenn wir nicht immer dieselben Überzeugungen teilen. Wir haben das reiche Zeugnis des Evangeliums gewürdigt, das wir angesichts der unterschiedlichen Kontexte mit ihren jeweiligen Möglichkeiten und Grenzen geben.

175 Jahre Treue und Gemeinschaft

Wir sind dankbar für unsere langjährige Partnerschaft und all die Bemühungen, die das ELM in unser Netzwerk investiert. Bei unseren Begegnungen wurde uns bewusst, dass es unsere Einheit in unserer Vielfalt ist, die uns gemeinsam feiern lässt. Wir danken Gott für seine Treue in den vergangenen 175 Jahren und feiern unsere Gemeinschaft mit der Kraft des Evangeliums. Dies wird unsere interkulturellen Begegnungen inspirieren und bereichern, damit sie nicht nur unseren eigenen Kontexten dienen, sondern auch der weltweiten Kirche Jesu Christi gerecht werden.“

Roter Faden der Konsultation: „Einheit in der Vielfalt“

Mit einer abschließenden Erklärung der Teilnehmenden aus vier Kontinenten ist am 5. September die Partnerkirchenkonsultation des Ev.-luth. Missionswerks in Niedersachsen zu Ende gegangen. „Einheit in der Vielfalt“, diese Idee zog sich wie ein roter Faden durch das Programm. Die Kontexte und damit verbunden gesellschaftliche Konventionen sind unter den Partner*innen teils sehr unterschiedlich. Auch sprachliche Barrieren mussten überwunden werden. Dennoch wussten sich die Teilnehmenden stets im gemeinsamen Glauben verbunden.

Mehr Partizipation und Inklusion ermöglichen

Viel Raum nahm die Debatte darüber ein, wie Kirche sich erneuern kann und muss, um alle Menschen zu erreichen. Personen und Gruppen, die gesellschaftlich an den Rand gedrängt werden, sollen in der Kirche nicht dasselbe Schicksal erleiden, so der Wunsch. Hier formulierten insbesondere die Jugenddelegierten die klare Forderung, Strategien zur Überwindung von Rassismus, Machtkämpfen, finanzieller Misswirtschaft und Paternalismus in den Kirchen umzusetzen und mehr Partizipation und Inklusion zu ermöglichen.

„Wir sind eine Gemeinschaft von Kirchen auf vier Kontinenten, die das Evangelium verkündigt und die für Heilung und Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden eintritt. Hierbei wollen wir noch stärker voneinander lernen und miteinander wachsen. Eine wichtige Quelle dafür ist, dass wir miteinander feiern“, erklärt ELM-Direktor Dr. Emmanuel Kileo. 

Teilhabe unterschiedlicher Gruppen stärken

„Wir haben gemerkt, dass Vielfalt eine Stärke ist. Sie hilft uns, dass die Kirchen dort, wo sie sind, verständlich und relevant den Glauben verkündigen und leben können. Dazu wollen wir die Teilhabe unterschiedlicher Gruppen in unseren Kirchen stärken. Sich darüber weltweit auszutauschen – dafür ist das ELM eine hervorragende Plattform“, ergänzt Oberkirchenrat Dirk Stelter, Leiter des Referats Mission, Ökumene, Religionen in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und stellvertretender Vorsitzender des ELM-Missionsausschusses. 

"Die Kirche gehört keinem allein, sie ist für alle da."

Marianne Gorka, Regionalbischöfin Sprengel Lüneburg
Landesbischof Ralf Meister (Foto: Jens Schulze)

Gorka betont die Bedeutung der Inklusion, insbesondere für Kinder, die ermutigt werden, sich frei zu bewegen und zu entfalten. "Die Kirche gehört keinem allein, sie ist für alle da," bekräftigt sie. Trotz Herausforderungen wie sinkender Mitgliederzahlen bleibt Gorka optimistisch. Sie appelliert an das Vertrauen in die Kraft Christi, die zur Heilung und Veränderung befähigt, und fordert Transparenz und Partizipation, um aktuelle Probleme anzugehen, insbesondere in Bezug auf Machtfragen und Missbrauchsprävention.

Eine demokratische und vielfältige Kirche

Landesbischof Ralf Meister hebt in seiner vorbereiteten Ansprache die demokratische Struktur der Kirche hervor und betont ihre Rolle als offene und dialogbereite Institution. "Unsere Kirche ist eine Kirche der Welt. Sie wendet sich der Welt zu und sucht den Dialog," erklärt Meister.

Er unterstreicht die Notwendigkeit, die Vielfalt der Identitäten und Lebensformen anzuerkennen und zu integrieren. Meister spricht über die Überwindung von Fremdheit und die Annäherung an verschiedene Glaubensgemeinschaften als Quelle der Bereicherung und Vielfalt. "Der Geist weht, wo er will," betont er, und fordert eine Kirche, die offen ist für neue Ausdrucksformen und Engagementmöglichkeiten.

"Wir engagieren uns für eine freiheitliche, gerechte und friedliche Welt. Für uns ist es ein Zeugnis unseres Glaubens."

Landesbischof Ralf Meister
Die Teilnehmenden der Partnerschaftskonsultation in Südafrika (Foto: Malte Behlau, ELM)

Wandel der Kirche in einer sich verändernden Gesellschaft

Sowohl Meister als auch Gorka erkennen den Wandel an, dem die Kirche in einer sich schnell verändernden Gesellschaft unterliegt. Während Meister darauf hinweist, dass die Zugehörigkeit zu einer Kirche heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist, sieht er darin auch eine Chance für authentische Glaubenserfahrungen: "Heute ist der Normalfall, nicht zu einer Kirche zu gehören und auch keinen Glauben mehr zu haben. Wer es trotzdem tut, muss dafür gute Gründe haben." 

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers verpflichtet sich, eine glaubwürdige und aktive Teilnehmerin im gesellschaftlichen Dialog zu sein und sich für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden einzusetzen. "Wir engagieren uns für eine freiheitliche, gerechte und friedliche Welt. Für uns ist es ein Zeugnis unseres Glaubens," schließt Meister. Zusammen wollen Regionalbischöfin Gorka und Landesbischof Meister eine Kirche gestalten, die ein Leuchtturm der Hoffnung ist und sich human, solidarisch und gnädig mit den Menschen zeigt.

Über die Partnerschaftskonsultation in Südafrika

Mehr als 30 kirchenleitende Teilnehmende aus vier Kontinenten kommen auf Einladung des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen (ELM) vom 29. August bis 4. September in Johannesburg/Südafrika zusammen, um sich über die Zukunft der weltweiten lutherischen Kirchen auszutauschen, Visionen zu entwickeln und sich gegenseitig durch die unterschiedliche kulturelle Prägung ihres Glaubens zu bereichern. 

Teilnehmende aus aller Welt

Zu den Teilnehmenden zählen Bischöfe und Bischöfinnen aus aller Welt, aber auch Mitglieder in weiteren Leitungsfunktionen, zum Beispiel in der Frauen- und Jugendarbeit. Sie kommen aus Brasilien, Peru, Malawi, Äthiopien, Südafrika, Indien, Russland und Deutschland.

Ziel der Tagung ist ein „Austausch auf Augenhöhe“. Dazu gehören Diskussionen und Ideen, wie sich eine lebendige Kirche gestalten lässt sowie Vorträge von Expertinnen und Experten, zum Beispiel über das Verhältnis von Kirche zur LGBTQI+-Community. Weitere wichtige Fragen der Tagesordnung beschäftigen sich mit der weltweiten Zukunft der Kirche und neuen Lösungsansätzen.

Was kann der Norden vom Globalen Süden lernen?

Während die Kirche dabei im Globalen Süden klar auf Wachstumskurs ist, schrumpft sie in Europa und sucht nach Wegen, Menschen mit der christlichen Botschaft zu erreichen. Was kann der Norden vom Globalen Süden lernen? Und welche globalen Herausforderungen und Gemeinsamkeiten gibt es? Wie kann Kirche außerdem glaubwürdig sein in Anbetracht der Fälle von sexualisierter Gewalt von Kirchenmitarbeitenden? Last but not least: Wie kann die kulturelle Vielfalt, die auf der Partnerkirchenkonsultation gelebt wird, auch weltweit Einzug finden in christliche Gemeinden?

Video-Statements aus Südafrika

Wie sieht die Kirche von morgen aus? Wie kann sie zukunftsfähig gestaltet werden? Das wurde auf der vom ELM initiierten und organisierten Partnerschaftskonsultation in Südafrika besprochen.

Und auch die jüngsten Ergebnisseder Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen sowie der damit verbundene Rechtsruck wurden thematisiert. Das sagt Regionalbischöfin Marianne Gorka dazu.

Gedanken und Ermutigung nach der Landtagswahl

"Learnings" am Ende der Konsultation

Die Themen im Überblick

Die Themen der Partnerschaftskonsultation 2024 (Grafik: ELM)

Verschiedene Themen werden an verschiedenen Stationen in Südafrika besprochen:

  • Wer sind wir?
  • Was ist die Kirche?
  • Was hindert uns daran, unsere Visionen zu verwirklichen?
  • Wie leben wir aus, wer wir sind?