"Wie genau hier gearbeitet werden muss"

Nachricht Lüneburg, 30. Juni 2017

Landessuperintendent nach Praktikum in der Druckerei von Stern beeindruckt

Dass die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert für Martin Luther ein wesentlicher Erfolgsfaktor war, ist im Gedenkjahr zur Erinnerung an die Anfänge der kirchlichen Erneuerungsbewegung vor 500 Jahren unbestritten. Wie heute in der Branche gearbeitet wird, erfuhr Landessuperintendent Dieter Rathing jetzt bei einem fünftägigen Betriebspraktikum in der von Stern’schen Druckerei.

Geschäftsführer Andreas Jörß hatte für seinen prominenten Praktikanten ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt. Nach einer Betriebsführung konnte der Regionalbischof unter anderem Bereiche wie das Vertriebs- und Projektbüro oder die Druck-Vorstufe genauer kennenlernen. In der Rotation erlebte Rathing beispielsweise den Druck der Hamburger Morgenpost mit, bekam einen Einblick in die Maschinentechnik und in die Aufgaben der Versandabteilung.

„Mich hat besonders beeindruckt, wie exakt hier überall gearbeitet werden muss“, sagte der Theologe: „Es ist spannend, was man alles kalkulieren kann und wie viele Komponenten das hat“,  sagte Rathing mit Blick auf die betriebswirtschaftliche Planung. Auch die Belichtung, wo aus den Steuerdaten eine materielle Bildstruktur erzeugt wird, verlange ebenso wie der eigentliche Druck „enorme Genauigkeit“. Und noch etwas ist Rathing aufgefallen: Den Mitarbeitenden der Druckerei von Stern sei die Geschichte des traditionsreichen Hauses sehr bewusst.

Die von Stern’sche Druckerei wurde vor mehr als 400 Jahren gegründet und ist damit die älteste durchgehend im Familienbesitz befindliche Druckerei. Chef des Hauses ist in 14. Generation Christian von Stern, der auch einer der Herausgeber der Landeszeitung für die Lüneburger Heide ist. Mit einer niederdeutschen Ausgabe der Luther-Bibel wurde 1614 der Grundstein für den wirtschaftlichen Erfolg gelegt.

Insgesamt rund 60 Bibelausgaben wurden bis etwa 1820 in der von Stern’schen Druckerei produziert, Lüneburg galt als Stadt der Bibeln. „Die verschiedenen Taschenbuch-Formate waren zu der damaligen Zeit etwas Besonderes“, erklärt Geschäftsführer Andreas Jörß. Noch heute stoße man in Antiquariaten auf Bibeln aus dem Hause von Stern. „Das zeigt, wie nachhaltig die Bibel an sich ist und auch der Bibeldruck“, so Jörß. Eine Anschauung vermittelt die aktuelle Ausstellung im Kloster Lüne unter dem Motto: „Lutherbibeln aus Lüneburg: Ein Verkaufsschlager im Europa des 17./18. Jahrhunderts“.

Mit seinem Druckerei-Praktikum habe er das Reformationsjubiläum für sich erden wollen, nannte Rathing einen Grund, in diesem Jahr bei der Familie von Stern anzuklopfen. Dass der Regionalbischof keinen Aufwand um seine Person, sondern möglichst mit anpacken wollte, fand Jörß sympathisch.  „Ob seiner Reife hat er den Unterschied markiert“, zog der Geschäftsführer einen Vergleich zu anderen Betriebspraktikanten.

Seit 2012 absolviert Landessuperintendent Rathing jährlich ein Betriebspraktikum, um berufstätige Menschen besser zu verstehen und auch in seinen Reden bodenständig zu bleiben.

Hartmut Merten