"Es gibt hier viel Diakonie"

Nachricht Walsrode, 10. März 2017

Rathing zu Besuch im Kirchenkreis Walsrode

„Es gibt hier viel Diakonie“, würdigte Landessuperintendent Dieter Rathing den Kirchenkreis  Walsrode zum Abschluss seiner Visitation in einem Pressegespräch. Acht Tage lang war der Regionalbischof kürzlich im Heidekreis unterwegs, gewann dabei unter anderem einen Eindruck von der Flüchtlingsarbeit vor Ort.

Das Ankunftszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Bad Fallingbostel ist überregional bekannt. In Willkommensgruppen hier wie andernorts im Kirchenkreis setzten sich haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende für eine „nachhaltige Integration“ ein, lobte Rathing das Engagement. Es sei in der Region „schon immer“ gefragt gewesen: Bereits 1993 habe der Kirchenkreis eine Stelle für die Flüchtlingsarbeit geschaffen. Joseph Sebuh, der einst als minderjähriger, unbegleiteter Flüchtling aus Äthiopien kam, engagiere sich seit mehr als 20 Jahren für seine Schicksalsgenossen. Eine Aufgabe, die noch viele Jahre herausfordern werde, so Rathing.

Als weiteres Beispiel nannte der Landessuperintendent die Arbeit mit der jüngsten Generation: „Der Kirchenkreis hat einen besonderen Blick auf Kinder.“ Während die Kirchenkreis-Diakonie zunächst unter dem Motto „Kaltesser-Warmesser“ um Spenden geworben habe, gebe es jetzt das Projekt „Diakonie für Kinder“. Damit fördert der Kirchenkreis unter anderem Fahrten und Freizeiten, übernimmt die Kosten für Musik-, Kultur- und Sportunterricht.

Zur Diakonie gehören auch insgesamt sechs Kindertagesstätten in Trägerschaft des Kirchenkreises. Dem Vorwurf, deren kirchliche Prägung könnte für Kinder aus andersgläubigen Familien zum Problem werden, begegnet Superintendent Ottomar Fricke mit einer anderen Erfahrung: „Unsere religionspädagogische Arbeit ist kein Hindernis, im Gegenteil eher eine Motivation, zu uns zu kommen.“ Das gelte auch für muslimische Familien, unterstrich der Superintendent das gute Image der kirchlichen Kita-Arbeit.

Beeindruckt zeigte sich Rathing auch von dem  „starken ambulanten Hospizdienst“. Der Kirchenkreis habe die Begleitung sterbender Menschen auch in personeller Hinsicht zu seiner Aufgabe gemacht und ein tragfähiges Palliativnetzwerk geschaffen.

Der Kirchenkreis Walsrode gehört mit knapp 38.000 evangelisch-lutherischen Kirchenmitgliedern zu den kleineren Kirchenkreisen der Landeskirche. Die Region ist weithin ländlich geprägt und von der demografischen Entwicklung besonders betroffen: „Es gibt immer weniger junge Menschen und viele, die hier aufwachsen, verlassen die Gegend nach ihrer Ausbildung“, erkannte Rathing eine Herausforderung für die Zukunft. Superintendent Fricke unterstrich die Misere: „Wir investieren ganz viel in die Ausbildung von Jugendgruppenleitern.“ Doch wenn die Jugendlichen so weit sind, dass sie selbst Gruppen aufbauen könnten, seien sie „weg“.

Um das kirchliche Leben angesichts absehbar rückläufiger Finanzen auch auf dem Land aufrecht zu erhalten, gebe es vielerorts einsatzfreudige Fördervereine und Stiftungen. „Der Kirchenkreis achtet darauf, dass auch die kleineren Gemeinden gut leben können“, hat Landessuperintendent Rathing bemerkt. Dazu gehöre die Bonifizierung eingeworbener Spenden nach dem Motto „Aus drei mach vier“. 

Hartmut Merten