Dieter Rathing verlegt seinen Arbeitsplatz vom 26. bis 30. Juni von der Lüneburger Landessuperintendentur im Hasenburger Weg in das Gewerbegebiet an der Zeppelinstraße: Statt Festpredigten vorzubereiten, Seelsorgegespräche zu führen oder einen der zehn Kirchenkreise des Sprengels zu visitieren, will der Regionalbischof bei der von Stern’schen Druckerei ein Betriebspraktikum absolvieren.
„Ohne die Erfindung des Buchdrucks wäre Martin Luther vor 500 Jahren nicht so erfolgreich gewesen“, beschreibt der Geistliche ein Motiv, in diesem Jahr bei der von Stern’schen Druckerei anzuklopfen. Im 17. Jahrhundert war der Bibeldruck das wichtigste Geschäftsfeld der Familie von Stern, Lüneburg galt als „Stadt der Bibeln“.
Geschäftsführer Andreas Jörß hat für seinen prominenten Praktikanten ein anspruchsvolles Programm geplant. Nach einem Einblick in die Geschichte des Familienunternehmens wird Rathing zunächst die Arbeit im Vertriebs- und Projektbüro kennenlernen. Dabei geht es unter anderem um Kalkulationsgrundlagen und eine Einführung in die Auftragsabwicklung vom Angebot bis zur Rechnung. In der Druck-Vorstufe soll sich der Theologe am technischen Workflow beteiligen und etwa die Akzidenzplattenherstellung begleiten. Weitere Stationen sind die Rotation, wo Rathing unter anderem den Druck des LZ-Magazins miterleben wird, sowie schließlich die Weiterverarbeitung und der Versand.
„Ich möchte möglichst wenig im Wege stehen und, wo ich kann, gern mit anpacken“, betont der Landessuperintendent. Der Kontakt zur Arbeitswelt helfe ihm, berufstätige Menschen besser zu verstehen und auch in seinen Reden geerdet zu bleiben.
Seit seinem Amtsantritt vor sechs Jahren sucht Rathing jährlich die Gelegenheit zu einem einwöchigen Betriebspraktikum. So war er bereits in einer Autowerkstatt der Diakonie Kästorf tätig, reinigte Toilettenanlagen auf einem Campingplatz in der Lüneburger Heide und backte Brötchen in einer Wolfsburger Großbäckerei. Im vergangenen Jahr arbeitete er in den Werkstätten des Celler Schlosstheaters mit, baute dort Requisiten und lernte den Job der Beleuchter kennen.
Hartmut Merten