Im Vergleich mit Männern sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert, auch in der Kirche. Um Pastorinnen und Mitarbeiterinnen im kirchlichen Ehrenamt „Lust zum Leiten“ zu machen und ihre Kompetenzen zu stärken, hat die Landeskirche in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) die gleichnamige Langzeitfortbildung konzipiert. Nach insgesamt 62 Stunden Bildungsarbeit erhielten die 31 Teilnehmerinnen der beiden parallel laufenden Kurse im Sprengel Lüneburg ihre Zertifikate.
„Ich hoffe, Ihre Lust zum Leiten ist größer geworden“, sagte Landessuperintendent Dieter Rathing bei der Feierstunde für die Pastorinnen im Gemeindehaus St. Nicolai. Als Schirmherr äußerte der Regionalbischof seine Erwartung, dass die Absolventinnen ihre Themen in die Kirchenleitung „einspeisen und weitergeben“.
In Kleingruppen präsentierten die Teilnehmerinnen Ergebnisse ihrer Arbeit. „Wer hat die Leitung im Bienenvolk“, fragten beispielsweise vier Kursteilnehmerinnen mit einem humorvollen Blick in die Tierwelt. „Natürlich die Königin“, lautete die Antwort. Auch Bienenkorb, Arbeitsbienen und Drohnen boten Anknüpfungspunkte für eigene Leitungserfahrungen. „Ein wichtiges Hilfsmittel ist für mich der smoker“, sagte Simone Uhlemeyer-Junghans. Die Pastorin aus Winsen/Luhe, passionierte Imkerin, erklärte auch, warum: „Damit die Bienen auf den Waben bleiben und nicht stechen.“
„Mein Amt, meine Aufgabe und die Strukturen der Landeskirche“, lautete das Thema des ersten Ausbildungsmoduls im Januar. Um das Erkennen der eigenen Potentiale, die Leitung von Gremien und den Umgang mit Konflikten ging es in weiteren der insgesamt acht Tagesveranstaltungen in Hermannsburg und Lüneburg. Die EEB-Projektleiterinnen Stefanie Laurion und Stefanie Schmidt zogen eine positive Bilanz: „Die Lust an den Inhalten war in beiden Gruppen sofort spürbar.“
Nach dem Pilotprojekt in Hannover und den beiden Lüneburger Kursen dürfe „Lust zum Leiten“ als Standard gelten, meinte Hella Mahler als Gleichstellungsbeauftragte der Landeskirche. Das Kursprogramm könne in anderen Sprengeln übernommen werden. Der Umgang mit Macht sei für Frauen ein besonderes Thema, zumal es für sie weniger Vorbilder gebe, meinte Mahler. Die Fortbildung sollte Frauen Klarheit über ihre Ziele verschaffen und ihnen helfen, sich zu positionieren. „Wir sind noch nicht da angekommen, wo die Waage im Gleichgewicht ist.“
Neben Laurion und Schmidt wurde das Programm vor allem von Sigrid Lieberum, Organisationsberaterin und Trainerin aus Hannover, gestaltet. Zudem waren der pastoralpsychologische Dienst, die landeskirchliche Personalberatung sowie die Arbeitsstelle Ehrenamt im Haus kirchlicher Dienste beteiligt. Die Finanzierung erfolgte größtenteils aus kirchlichen Mitteln. Zuschüsse gab es von der EEB und, was den Kursus für die Ehrenamtlichen betrifft, von der Klosterkammer Hannover.
Hartmut Merten