Der Lüneburger Landessuperintendent Dieter Rathing hat dazu ermutigt, bei Kirchenführungen Lieder anzustimmen. „Singen Sie!“, gab der Regionalbischof den Teilnehmern des Netzwerktreffens Kirche im Tourismus einen ersten reformatorischen Impuls mit auf den Weg. Das Treffen in Celle stand unter dem Motto: „Das Reformationsjubiläum als Chance für Kirche und Tourismus.“
Rund 40 haupt- und vor allem ehrenamtlich Mitarbeitende aus der Region Ost waren der Einladung von Rathing und der Tourismus-Referentin Marion Römer gefolgt. Viele von ihnen engagieren sich als Kirchenpädagogen und Gastgeber in Offenen Kirchen in der Lüneburger Heide sowie in den Regionen Elbtalaue-Wendland und Aller-Leine-Tal. Marion Römer ist überzeugt: „500 Jahre Reformation: dieses Jubiläum bietet eine Fülle von Möglichkeiten für Kooperation zwischen Kirche im Tourismus sowie Museen, Kunst und Kultur im Jahr 2017.“
Landessuperintendent Rathing erinnerte in seinem Impulsvortrag an die Bedeutung des Gemeindegesangs als Erkennungszeichen des Evangelischen. „Wir sind glaubensmäßig manchmal Leisetreter“, beklagte der Regionalbischof. Durch den Gesang von Kirchenliedern und Taizé-Weisen lasse sich „etwas transportieren, was sonst schwer zu sagen ist“.
Einen weiteren Impuls der Reformation für Kirchenführer erkannte Rathing in der Beteiligung von Besuchern. Touristen sollten dazu ermutigt werden, ihre Einsichten und Erfahrungen zu äußern. Für die lutherische Lehre vom Priestertum aller Getauften seien die Kirchenpädagogen selbst ein Beispiel, wenn sie etwa „heilige Räume“ beträten, Oblaten in die Hand nähmen und den Segen sprächen.
Der Umgang mit Bildern sei in der Reformationszeit zum Thema geworden, sagte Rathing mit Hinweis auf die Bilderstürmer, erinnerte zudem an die Bilderverehrung in orthodoxen Kirchen und deren katechetische Bedeutung in der römisch-katholischen Kirche. Luther habe der Vorstellung widersprochen, man können sich etwa durch Stiftungen Verdienste erwerben. „Aber Bilder können die Verkündigung unterstützen und Andacht wecken“, so Rathing.
Zwar habe Luther Kritik an Wallfahrten geäußert, eine „Veräußerlichung“ des Glaubens darin gesehen. Wenn Menschen sich heute auf Pilgerwege begäben, frei nach dem Motto: „Ich pilgere, also glaube ich“, sei die Sorge nicht unbegründet und dennoch: „Wir sollte es zulassen und befördern, dass Menschen sinnliche Erfahrungen machen wollen“, sagte Rathing. Eine Chance der Kirche liege darin, diese Erfahrungen zu deuten.
Schließlich sprach Rathing von der Bedeutung heiliger Orte. Zwar habe Luther angesichts der herausragenden Bedeutung des Wortes Gottes davon gesprochen, dass sogar eine Schweinestall zum heiligen Ort werden könne. „Doch ein Wort, das wir am besonderen Ort hören, nehmen wir anders war“, so Rathing.
Zur Eröffnung der Tagung hatten Mitarbeiterinnen zu reformatorischen Entdeckungen in der Stadtkirche Celle eingeladen. Schließlich informierte Reinhard Fiola über das Projekt Reformation in Niedersachsen. Dazu gehört unter anderem eine Karte mit Orten der Reformation im Internet: http://refnds.e-msz.de/ (mer)