Den Auftakt bildete ein Varieté mit Matthias Wesslowski in der St. Marienkirche: „Am Anfang war das Wort.“ Der Zauberkünstler baute den ersten Satz des Johannesevangeliums um – „Sag, wann war Adam fort“ – und erklärte damit humorvoll „den Beginn der Bibelrezeption“, gefolgt von einer Show mit allerlei raffinierten Effekten.
„Bibel und Humor“ lautete dann auch das Thema von Diederik Noordveld. Viele Pastoren neigten dazu, ernst zu sein, beklagte Noordveld, selbst Gemeindepastor in Wienhausen (Kirchenkreis Celle). Dabei könne Lachen heilen und habe etwas Befreiendes. Wenn die Propheten etwa davon sprächen, dass Wölfe bei den Lämmern weiden oder Friede und Gerechtigkeit sich küssen, so wollten diese Gedanken durchaus Heiterkeit auslösen. „Humor nimmt vorweg, was noch im Charakter der Verheißung ist“, erklärte der promovierte Theologe. Der Inhalt des Evangeliums sei Freude. „Und Humor unterstützt die Weitergabe dieser Freude.“
Wie „die Bibel in 90 Minuten“ zu erfassen ist, zeigte Bettina Rehbein in ihrer Werkstatt. Die Theologin stellte biblische Texte aus zwölf Jahrhunderten zum Thema Liebe vor. In der göttlichen Liebe erkannte die Referentin im Frauenwerk der Landeskirche den Roten Faden, angefangen von den Erzählungen der Schöpfung bis zum letzten, buchstäbliche die ganze Menschheit einschließenden Satz der Heiligen Schrift: „Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!“ Am Ende bekamen die Teilnehmer ein Heft mit ausgewählten und kommentierten Abschnitten zum Mitnehmen.
Neue Zugänge stellte auch das Bibliodrama mit Birgit Thiemann dar. „Da erleben wir ein Wechselspiel zwischen unserem Leben und dem Bibeltext“, erklärte die Diakonin aus dem Wendland. Ebenso lud ein Bibliolog mit Barbara Hanusa zur aktiven Auseinandersetzung ein, „weil jeder etwas zu sagen hat“. Über die „Provokation der Feindesliebe“ referierte der Friedensbeauftragte der Landeskirche, Lutz Krügener. Dass der Sprengelbibeltag mit seinen unterschiedlichen Bibelwerkstätten bei den Teilnehmern ankam, belegen Rückmeldungen wie „Weiter so“ und „Danke für diesen tollen Tag“.
Zum abschließenden Plenum erschien als Überraschungsgast Kirsten Lühmann. Die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Celle/Uelzen gestand, dass sie die Bibel oft zu Rate ziehe: „Was will Gott von mir?“ Die Frage sei ihr im persönlichen Leben ebenso wichtig wie im politischen. Die Mutter dreier Töchter und frühere Polizeibeamtin, die sich neben ihrem Bundestagsmandat auch gewerkschaftlich engagiert, ist überzeugt: „Egal, wo Gott mich hinstellt, er wird da sein, immer wieder. Das hat er mir versprochen.“
Hartmut Merten