Landessuperintendent Dieter Rathing hat das Vorbild des Ökumenischen Gemeindezentrums aus Anlass des 40-jährigen Bestehens gewürdigt: „Es wird für unsere Kirchen zum Segen gereichen, wenn Sie uns hier in St. Stephanus auch immer wieder einen kleinen Schritt voraus sind“, sagte der evangelische Regionalbischof im Jubiläumsgottesdienst.
Dass es im Miteinander der Konfessionen immer wieder Rückschläge gibt, verhehlte Rathing nicht. So sei das Projekt einer gemeinsamen Überarbeitung der Einheitsübersetzung der Bibel abgebrochen worden, von der gemeinsamen Feier des Abendmahls „sind wir weit weg“, es gebe kein gemeinsames Verständnis der Ämter in der Kirche.
Die Frage, wie das Reformationsjubiläum 2017 ökumenisch begangen werden könne, sei noch unklar, beklagte Rathing weiter. Umso wertvoller sei das Miteinander in St. Stephanus, wo katholische und evangelische Christen seit 1974 unter einem Dach zusammenkommen und sich bei Projekten wie der gemeinsamen Feier der Osternacht auch schon mal in kirchenrechtlichen Grauzonen bewegten.
In der Frage nach Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sieht Rathing gemeinsame Themen. „Ganz beisammen können wir auch sein, wo es um eine Aufgabe im Stadtteil geht“, betonte der Landessuperintendent mit Blick auf die sozialen Herausforderungen vor Ort.
Darüber hinaus erlebe er Menschen, die den Blick weniger aufeinander und ihre Verschiedenheiten richteten, „sondern vielmehr gemeinsam auf ein Drittes, das man liebt“, beschrieb Rathing die Aufgabe. Heute gehe es auch darum, den „Schatz unserer biblischen Tradition weiterzugeben. „Nicht mehr als Katholiken den Katholiken, als Evangelische den Evangelischen, sondern als Christen den Menschen.“
Dabei könnten evangelische Christen die Heiligen als Zeugen für wichtige Maßstäbe des Lebens kennenlernen. „Wir entdecken das Wallfahren und Pilgern für das Sortieren unserer Gedanken und für das Erkennen von Verantwortung“, nannte Rathing weitere Beispiele. Auch das Fasten werde heute oft in ökumenischen Gruppen geübt.
„Unterwegs in eine neue Welt“ hieß das Motto der Jubiläumsfeierlichkeiten des Kirchenzentrums im Stadtteil Kaltenmoor, das auch als Wegbereiter der Ökumene gewürdigt wurde. Es war das erste ökumenische Zentrum im deutschsprachigen Raum. Während katholische und evangelische Christen in der Regel in ihren jeweiligen Kirchen in dem Gebäude zusammenkommen, werden die übrigen Räume von beiden Gemeinden gemeinsam genutzt.
Hartmut Merten