Landessuperintendent Dieter Rathing hat vor dem Lüneburger Kirchenkreistag für einen engen Zusammenhalt von Kirche und Diakonie geworben. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über die Kirchenzugehörigkeit von Diakonie-Mitarbeitern sagte der Regionalbischof: „Wir können das nicht auseinandergehen lassen.“ Im Anschluss an seine Kirchenkreis-Visitation im Frühjahr trug Rathing den Delegierten aus Gemeinden und Einrichtungen im Gemeindehaus in Adendorf erste „Wahrnehmungen und Eindrücke“ vor.
Die jüngste Mitgliedschaftsuntersuchung der EKD belege eine hohe Zustimmung der Kirchenmitglieder zum diakonischen Engagement der Kirche. Zudem habe die Studie gezeigt, dass Menschen gerade in schwierigen Lebenssituationen für religiöse Themen ansprechbar sind. „Müssten wir die Chance zum Gespräch über den Glauben nicht noch viel mehr wahrnehmen“, fragte Rathing. Um Diakonie-Mitarbeiter in religiösen Fragen auskunftsfähig zu machen, seien die Identifizierung mit der Kirche und auch Fortbildungen notwendig. Mancherorts gebe es Begrüßungsgottesdienste für Mitarbeitende in diakonischen Einrichtungen, nannte der Landessuperintendent ein Beispiel. „Wir müssen auf die Mitarbeiter zugehen.“
Der Landessuperintendent zeigte Verständnis für Zusammenschlüsse von Einrichtungen, wie dies im Kirchenkreis Lüneburg etwa beim Kindertagesstättenverband der Fall ist. Der Diakonieverband Nordostniedersachsen erstreckt sich sogar über drei Kirchenkreise. Solche Verbände erleichterten die Kontakte zu Kommunen und ermöglichten den einzelnen Einrichtungen die Delegation bestimmter Aufgaben, etwa im Abrechnungswesen. „Wir müssen aber ein Auge darauf haben, dass die Verbände nicht unter eine wirtschaftliche Eigengesetzlichkeit kommen“, mahnte der Regionalbischof.
In dem Zusammenhang würdigte Rathing die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Hansestadt Lüneburg und dem Landkreis, griff auch kritische Anfragen wie die Forderung nach mehr aufsuchender Jugendarbeit auf. „Christen dürfen sich nicht von den sozialen Aufgaben zurückziehen.“ Das gilt für Rathing auch innerkirchlich. Diakonische Einrichtungen dürften für die Kirchengemeinden kein Alibi für Nichtstun sein, sagte Rathing und nannte ein Beispiel: „Die Einrichtung der Krankenhausseelsorge darf nicht bedeuten, selber keine Besuche mehr zu machen.“
Mit Blick auf die 2017 geplante Fusion mit dem Nachbarkirchenkreis Bleckede erkennt Landessuperintendent Rathing nicht nur die organisatorische Seite. „Ein solcher Zusammenschluss verändert unser Kirchesein von Stadt zu Land und Land zu Stadt.“ Auch der Vorsitzende des so genannten Lenkungsausschusses, Hennig von Alten, sprach in seinem Sachstandsbericht von der Notwendigkeit, ein Klima des Vertrauens zu schaffen. „Wir müssen die Menschen mitnehmen.“
Der mit Vertretern beider Kirchenkreise besetzte Ausschuss habe 85 Arbeitsfelder ausgemacht, von denen elf schon jetzt gemeinsam verantwortet würden. Henning von Alten zeigt sich trotz vieler offener Fragen überzeugt, dass der neue Kirchenkreis in den nächsten Monaten immer mehr Gestalt gewinnt. „Da bin ich richtig optimistisch.“
Hartmut Merten