Rathing im Arbeitseinsatz im Südseecamp

Nachricht Wietzendorf, 01. August 2013

„Ich finde es gut, dass mal jemand sieht, dass das hier richtig Arbeit ist“, sagt Jenny Koschmann mit Blick auf ihren Praktikanten Dieter Rathing. Seit 4 Uhr in der Frühe hat der Lüneburger Landessuperintendent zusammen mit der Reinigungsfachkraft des Campingparks Südseecamp die Waschhäuser versorgt, dabei Toiletten, Duschen und Waschbecken geputzt. Nach vier Stunden Arbeit und einer Stunde Pause ging es um 9 Uhr weiter. „Da haben wir von vorne angefangen“, sagt Koschmann. Für Dieter Rathing hat die Fachfrau nur lobende Worte: „Er hat wirklich sehr gut gearbeitet.“

Eine Woche lang absolvierte der Regionalbischof für die evangelische Kirche im nordöstlichen Niedersachsen jetzt ein Betriebspraktikum in dem Camping- und Bungalowpark in Wietzendorf bei Munster. Gemäß dem von Südseecamp-Geschäftsführerin Liesel Thiele erstellten Arbeitsplan leerte Rathing zeitweise auch die Mülleimer auf dem weitläufigen Gelände, beseitigte Abfall auf den Wegen, unterstützte die Gartenkolonne beim Heckenschneiden und erledigte als Mitarbeiter des Platzdienstes kleinere Reparaturen. Auch ein Animationsprogramm für Kinder bis hin zum nächtlichen Stockbrotbacken gehörte zu seinem Einsatzplan. Bei der Arbeit in den Waschhäusern ist Rathing besonders die freundliche Atmosphäre aufgefallen: „Hier kommt keiner rein, ohne Guten Morgen zu sagen.“

Eine Besonderheit der Arbeit im Tourismus sei das ständige Gegenüber zu den Gästen, hat der Landessuperintendent erfahren. So könnten die Gärtner morgens nicht einfach den Laubsauger benutzen, während die Gäste noch schlafen. Er habe das Camping bisher als eine Art „reduziertes Leben“ betrachtet, gesteht Rathing. Bei den Urlaubern auf dem Südseecamp sei ihm indes eher eine gesteigerte Erwartung begegnet. „Die Menschen wollen hier mehr erleben als zu Hause“, beschreibt der Geistliche eine hohe Herausforderung an die Beschäftigten. „Die Mitarbeiter brauchen eine hohe Sensibilität dafür, dass andere hier Urlaub machen.“ Diese „Servicehaltung für Gäste“ habe er überall beobachtet, erklärt Rathing, auch bei den Gartenarbeitern aus der Ukraine, die seit langem hier wohnen und arbeiten.

Ob kirchliche Mitarbeiter von dieser Haltung lernen könnten, fragt einer der Journalisten im Pressegespräch. „Ja, sicherlich“, antwortet Rathing. Vor allem aber habe er die Arbeit in einem Tourismusunternehmen kennenlernen wollen. Und damit auch das Umfeld der Kirche im Tourismus in der Lüneburger Heide.

Das Südseecamp gilt als einer der schönsten Campingplätze Deutschlands. Mit 400 000 Übernachtungen jährlich und bis zu 180 Mitarbeitern ist er zudem einer der größten. „Hier werden alle Funktionen eines großen Dorfes angeboten“, hat Rathing beobachtet, von diversen Handwerkerleistungen bis hin zur Post. „Da ist dann auch die Kirche am richtigen Ort“, sagt Rathing mit Blick auf das Angebot von Kirche unterwegs.

Seit rund 40 Jahren ist die evangelische Kirche auf dem Platz vertreten. Im Urlaub seien viele Menschen für kirchliche Themen besonders aufgeschlossen, weiß Rathing. Geschäftsführerin Liesel Thiele bestätigt diese Beobachtung: „Manche Gäste kommen vor allem wegen der Kirche unterwegs zu uns.“ Landessuperintendent Dieter Rathing kam indes weder als Urlauber noch als Kirchenmitarbeiter in das Unternehmen. Er wollte schlicht mit anpacken, um die Arbeit kennenzulernen. Der Südseecamp-Chefin hat das gefallen. „Politiker sollten das auch mal machen“, meint Liesel Thiele.

Hartmut Merten