Interreligiöse Andacht an der Lüneburger Libeskind-Baustelle
Lüneburg. Bei einer Andacht an der Baustelle des von Stararchitekt Daniel Libeskind entworfenen Zentralgebäudes der Leuphana Universität hat Landessuperintendent Dieter Rathing für den dort geplanten Raum der Stille geworben. „Denn still muss unsereiner wohl werden, wenn er die Erfahrung macht von den Grenzen alles Redens“, sagte Rathing. Neben dem evangelischen Regionalbischof waren der katholische Generalvikar Dr. Werner Schreer, Landesrabbiner Jonah Siever sowie die Hochschulseelsorger Michael Hasenauer und Helmke Hinrichs an der Andacht beteiligt.
"Still mag jemand auch als Forschender werden, wenn er an die Grenzen seiner Erkenntnis stößt", gab Rathing den Hochschullehrern zu bedenken. Wenn Lehrende und Lernende „an die Grenzen dessen kommen, was lehrbar und was lernbar ist“, biete sich der Raum der Stille an. Er könne in allem Reden Raum zum Hören geben und im Forschen die Demut, beschrieb Rathing den Wert des interreligiösen Projekts. Die mit rund 600.000 Euro veranschlagten Kosten werden von den beiden großen Kirchen, dem Landesverband jüdischer Gemeinden in Niedersachsen sowie der Klosterkammer finanziert.
Hochschulpfarrer Helmke Hinrichs erinnerte in seinem Beitrag an einen dreitägigen Workshop 2011 im jüdischen Museum in Berlin. Unter der Leitung von Daniel Libeskind und Leuphana-Kanzler Holm Keller erarbeiteten Studierende und Lehrende der Leuphana Universität damals das Konzept für den Raum der Stille. „Dort haben wir uns angeschaut, welche Architektur für bestimmte Glaubensgemeinschaften typisch ist und was ein solcher Raum braucht, um sich eben nicht festzulegen“, gab Hinrichs Einblick in die gemeinsame Arbeit im Rahmen der externen Lehrveranstaltung.
Der „Überkonfessionelle Raum der Stille“ – er ist an der höchsten Spitze des extravaganten Gebäudes vorgesehen - soll zu einem Modell für Toleranz und vertieften Austausch zwischen den Weltreligionen werden. „Er soll christlichen und jüdischen Glaubensgemeinschaften ermöglichen Gottesdienste durchzuführen, sowie Begegnung und Einkehr zu leben und damit den Campus auch als einen Ort geistiger Entwicklung und Toleranz zu gestalten“, erläuterte Kanzler Holm Keller die Idee.
Das neue Zentralgebäude der Leuphana hat eine Gesamtnutzfläche von rund 13.000 Quadratmetern, das Audimax bietet 1200 Menschen Platz. Die Baukosten werden auf 57,7 Millionen Euro veranschlagt. Nach Angaben der Universität liegt das Bauprojekt weiterhin im Kosten- und Terminplan. Auch Architekt Libeskind, der in dem Gebäude Freiheit und neues Denken symbolisiert sieht, zeigte sich zufrieden: „Es geht gut voran“.
Hartmut Merten