Rathing: "Christliche Inhalte sind es wert, weitergegeben zu werden"
Hittfeld. Etwa 40 Prozent der Bevölkerung im Kreis Harburg gehören der evangelischen Kirche an. „Trotz dieses im Vergleich mit anderen Regionen der Landeskirche niedrigeren Anteils strahlt der Kirchenkreis Hittfeld gut in die Öffentlichkeit hinein“. Dieses Lob zollte Landessuperintendent Dieter Rathing den Verantwortlichen bei einer Pressekonferenz zum Abschluss seiner zweiwöchigen Visitation. Zum Kirchenkreis gehören insgesamt rund 65000 evangelische Kirchenmitglieder in 18 Gemeinden.
Als Beispiel für die Öffentlichkeitswirksamkeit nannte der Regionalbischof für den Sprengel Lüneburg die Jugendarbeit. Das Angebot an Freizeiten sei beeindruckend, ebenso die Zahl der Teamer und nicht zuletzt die Beteiligung an gesellschaftspolitischen Herausforderungen, etwa im „Forum für Zivilcourage“. „Das Engagement der ehrenamtlichen Jugendlichen ist deutlich gewachsen“, stellte Rathing fest. Die evangelische Kirche verstehe sich als Kirche für das Volk, „der Kirchenkreis nimmt den Auftrag an“.
Zur gesellschaftlichen Mitverantwortung gehörten auch die vielen diakonischen Einrichtungen, von den insgesamt acht Kindertagesstätten bis zu den verschiedensten Beratungseinrichtungen. „Wir wollen vor unserem christlichen Hintergrund die Gesellschaft mitgestalten“, sagte Rathing. Dass diese Aufgabe den Kirchenkreis vor hohe Herausforderungen stellt, machte Superintendent Dirk Jäger am Beispiel der vier ambulanten Altenpflege-Stationen deutlich: „Wenn man die Erstattungen der Kostenträger sieht, tränen einem die Augen.“
Dass sich in der Entlohnung von Mitarbeitern eine Dumpingspirale entwickelt, könne man nicht der Kirche vorwerfen, sagte Jäger und verwies in dem Zusammenhang auf die Bezahlung der kirchlichen Mitarbeiter gemäß dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder (TVL). „Wir wollen ordentlich zahlen, kriegen das Geld aber nicht mehr rein.“ Anders als der Staat könne sich die Kirche nicht verschulden.
Warum kirchliche Institutionen derzeit gehäuft am Pranger stehen, zuletzt auch wegen ihrer Forderung nach der Kirchenmitgliedschaft ihrer Mitarbeiter, erklärt sich der Regionalbischof so: „Wir kommen von einer dominanten Stellung der Kirche her“. Auch wenn das längst nicht mehr gilt, „das ist in den Menschen noch drin“, so Rathing. Die Dienstgemeinschaft erwarte von ihren Mitarbeitenden, dass sie sich mit der Kirche identifizierten, „auch als Putzfrau“.
Das kirchliche Image lasse sich nur durch die kirchliche Arbeit vor Ort verbessern, zeigte sich Superintendent Jäger überzeugt. Es müsse deutlich werden, dass der Glaube eine Relevanz im Alltag hat. Für Landessuperintendent Rathing „trägt die Kirche etwas durch die Zeit, was Menschen seit 2000 Jahren weitergeben“. Dabei gehe es nicht um traditionelle Formen, wie beispielsweise eine bestimmte Liturgie für den Gottesdienst. „Aber die Inhalte sind es allemal wert, weitergegeben zu werden“, sagte der Regionalbischof.
Alle sechs Jahre werden die Kirchengemeinden und Kirchenkreise durch leitende Geistliche visitiert. Dieter Rathing versteht die Visitation als Beratungsbesuch: Er wolle Anregungen geben, „aber ich lasse mich auch gern selbst beraten“. In diesem Sinne werde er in absehbarer Zeit noch zwei Visitationstermine dranhängen, kündigte Rathing an: in der Kulturkirche St. Johannis in Buchholz und beim Familienzentrum der Kirchengemeinde Meckelfeld.
Hartmut Merten