Vielfalt ist in aller Munde. Doch was bedeutet sie konkret? Und welche Rolle spielt sie im kirchlichen Kontext? Frauke Weyhausen engagiert sich seit vielen Jahren im queeren und im kirchlichen Bereich. Als Netzwerkerin und Aktivistin setzt sie sich insbesondere für ein respektvolles Miteinander ein. Im Interview erläutert sie, warum Vielfalt für sie ein christliches Leitmotiv ist und wie sie sich politisch auswirkt.
Was bedeutet Vielfalt für dich?
Frauke Weyhausen: Vielfalt ist wie eine Schneeflocke. Sie bedeutet für mich die Einzigartigkeit und Unterschiedlichkeit jedes Menschen. Genauso wie jede Schneeflocke einzigartig ist, so sind es auch wir Menschen. In unserer sexuellen Orientierung, unseren Fähigkeiten, unserer Art zu leben, unserer Religion und unserem Geschlecht. Und trotzdem sind wir alle wertvoll, ein Glitzerfunke in dieser Welt.
Wo liegt aus deiner Sicht der Unterschied zwischen Vielfalt und Diversity.
Frauke Weyhausen: Vielfalt ist ein sehr umfassender Begriff. Er schließt alle Aspekte menschlicher Einzigartigkeit ein. Diversity hingegen ist ein spezifischerer Begriff, der oft in Unternehmensstrukturen auftaucht. Er konzentriert sich meist auf Gleichberechtigung, Geschlechteridentitäten und Menschen mit Behinderung. Für mich ist Diversity eine Spezialisierung der Vielfalt.
Ist Vielfalt auch ein christliches Leitmotiv?
Frauke Weyhausen:Ja, unbedingt! Gott hat die Vielfalt geschaffen. Berge und Meere, Wasser und Erde, Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit. Jesus hat uns gezeigt, wie wir mit dieser Vielfalt leben und handeln können. Liebe ist das zentrale Motiv unseres Glaubens, und Liebe ist Vielfalt. Sie bedeutet, andere in ihrer Einzigartigkeit anzuerkennen und wertzuschätzen. Das ist Nächstenliebe.