Wozu gibt es eigentlich Prädikant:innen und Lektor:innen? Und was ist die Aufgabe des dazugehörigen Beauftragten? Über diese Fragen und noch vieles mehr sprachen wir mit Pastor Jörg Prahler, der seit September 2022 für den Lektor:innen- und Prädikant:innendienst zuständig ist
Warum gibt es überhaupt Lektor:innen und Prädikant:innen und was ist der Unterschied zwischen beiden?
Prahler: Ein Lektor ist erst mal jemand, der etwas vorliest. Schon in der Anfangszeit der Kirche gab es Christ:innen, die in den Gottesdiensten zum Beispiel aus den Briefe von Paulus vorgelesen haben. Später erkannte Martin Luther, dass es das Priestertum aller Gläubigen gibt. Dazu gehört das Recht und die Notwendigkeit, dass jede Christin und jeder Christ an der Verbreitung der christlichen Botschaft mitarbeitet. Dies ist also sowieso nie ganz allein die Aufgabe der Pastor:innen gewesen.
Heute versteht man unter Lektor:innen und Pädikant:innen Laien, die eigenständig Gottesdienste vorbereiten und in der Kirche mit der Gemeinde halten. Es sind also Menschen, die einem ganz anderen Beruf nachgehen und keine ausgebildeten Pastor:innen sind. Wenn man so will, ist Lektor die erste und Prädikant eine mögliche zweite Stufe in der Ausbildung zu einer ehrenamtlichen PredigerIn.
Lektor:innen benutzen dabei für ihren Gottesdienst eine vorgefertigte Lesepredigt. Diese Lesepredigt überarbeiten sie und passen sie an ihre eigene Sprache, aber auch an die spezielle Situation in der Gemeinde an. Lektor:innen suchen etwa eigene Beispiele aus, die besser zu ihrer Person oder zur Kirchengemeinde passen. Dabei sollen die Aussage und der rote Faden der Lesepredigt jedoch erhalten bleiben. Lektor:innen wählen Lieder aus, formulieren oder bearbeiten Gebete und singen oder sprechen die Liturgie.
Pädikant:innen tun im Prinzip alles das, was auch eine Lektorin tut. Jedoch haben sie eine zusätzliche und wesentlich umfangreichere Ausbildung durchlaufen. Deshalb wissen sie, wie man eine Predigt von A bis Z selbst schreibt und theologisch verantworten kann. Außerdem gehört seit einigen Jahren zu der Ausbildung einer Prädikantin dazu, im Gottesdienst das Abendmahl einzusetzen und auszuteilen.
In vielen Gemeinden gibt es Ehrenamtliche im Verkündigungsdienst. Was motiviert sie dazu?
Prahler: Das sollte man die Lektor:innen und Pädikant:innen natürlich am besten selber fragen. Gründe gibt es viele und sie unterscheiden sich:
Manch einer macht schon länger bei Familiengottesdiensten, im Jugendgottesdienst oder speziellen Andachten mit und hat Lust, auch „normale“ Sonntagsgottesdienste zu gestalten. Eine andere hat Freude an den Gottesdiensten in der Kirche und möchte auf diesem Weg mehr darüber lernen und erfahren. Wieder andere wollen sich ehrenamtlich stärker in der Kirche engagieren und suchen nach einer Aufgabe, die sie herausfordert. Und wenn in der Gemeinde in absehbarer Zeit Pastor:innen fehlen werden, dann kann auch das ein Anlass sein, sich zur LektorIn ausbilden zu lassen. Dies sind mögliche Gründe, warum sich jemand irgendwann zu einer Ausbildung zur LektorIn entschieden hat.