„Wir sind die Tankstelle für die Seele“ – Christian Bode unterstützt als evangelischer Seelsorger bei den Paralympischen Spielen in Paris

Vom 28. August bis 8. September 2024 finden die Paralympics in Paris statt.

4.400 der weltbesten paralympischen Athletinnen und Athleten mit Behinderungen werden zu den Spielen erwartet. Sie treten in 549 verschiedenen Wettbewerben in 22 Sportarten an. Die deutsche Delegation ist mit fast 300 Personen in der Hauptstadt Frankreichs dabei. Wie schon während der Olympischen Spiele ist die Seelsorge der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam mittendrin und bietet seelsorgerische Unterstützung für das deutsche Team Paralympics an. Elisabeth Keilmann, Sportseelsorgerin der Deutschen Bischofskonferenz, und Christian Bode, Paralympics-Pfarrer der EKD, werden in Paris rund um die Uhr für die gesamte deutsche Mannschaft, aber auch für deren Familien und Freunde erreichbar sein, feiern Gottesdienste, bieten Auszeiten an und stehen in Krisenfällen als Notfallseelsorger zur Verfügung. 

24-7 -Tankstelle für die Seele der Athlet:innen

„Wir vom ökumenischen Seelsorgeteam sind nicht nur mit offenem Ohr und wachem Auge da, sondern bieten Raum für Auszeit und Gespräch, Begleitung und Gebet, um einmal zur Ruhe zu kommen, Eindrücke auszutauschen und Kraft für die nächsten Tage zu finden. Wir werden einen Gottesdienst im Deutschen Haus feiern und jeden Freitag ein Abendgebet im paralympischen Dorf anbieten“, sagt Bode. Zudem stellen die Seelsorger geistliche Impulse bereit, die auf der Team App im Bereich Seelsorge-Team jeden Tag abrufbar sind. So haben die Teammitglieder die Möglichkeit, mit einem Bibelvers, einem kurzen Text oder einem Segen in den Tag zu starten.

Christian Bode ist hauptberuflich Geschäftsführer und Pädagogischer Mitarbeiter der Evangelischen Erwachsenen-Bildung in Osnabrück. Er startet zu einer besonderen Aufgabe, denn seit 2012 begleitet er bereits als Seelsorger, als Pastor, das deutsche Team D bei den Paralympics. Was gehört zu seinen Aufgaben? „Wir sind da für die Athletinnen und Athleten, und zwar als 24-7 -Tankstelle für die Seele. Vielleicht sind wir die Exoten im Leistungssport.“

„Ich habe den Eindruck, dass es viel selbstverständlicher ist, dass Olympia und Paralympics in einem Satz genannt wurden. Ich habe das Gefühl, dass die Euphorie in Paris nicht abbrechen wird.“

Olympiapfarrer Christian Bode
Logo: Paris 2024

Er und seine katholische Kollegin Elisabeth Keilmann bringen Zeit und ein offenes Ohr mit für alle Anliegen der Leistunsgsportler:innen. „Wir feiern Gottesdienste, wir schicken tägliche geistliche Impulse und wollen einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass unser Team D erfolgreich sein kann“, so der Osnabrücker Pastor weiter. Er freut sich besonders, dass er in Paris nach 6 Jahren Pause endlich wieder live dabei sein kann. „In Tokio bei den Sommerspielen 2021 und in Peking bei den Winterspielen 2022 konnten wir leider als Seelsorger nur digital begleiten.“

Christian Bode wird bereits seit 2012 alle zwei Jahre als Seelsorger für die Paralympischen Spiele freigestellt und stellt positive Entwicklungen fest: „Ich habe den Eindruck, dass es viel selbstverständlicher ist, dass Olympia und Paralympics in einem Satz genannt wurden. Ich habe das Gefühl, dass die Euphorie in Paris nicht abbrechen wird.“

Er hat die Hoffnung, dass Paris wieder ein großer, neuer Meilenstein wird, Menschen mit Behinderungen in die Mitte der Gesellschaft hineinzuführen und somit einen Beitrag zur Inklusion zu leisten.

Bis 2008 war Bode selber Trainer im nationalen Team Tischtennis bei den Paralympics und durfte miterleben, wie das Team in Peking, China – der Tischtennis-begeisterten Nation – die Silbermedaille gewann. Die Paralympischen Spiele begleiten und bewegen ihn also schon eine ganze Weile.

„Da verbinden sich zwei Säulen in meinem Leben, nämlich Kirche und Sport."

Olympiapfarrer Christian Bode
Christian Bode war selbst Tischtennis-Trainer und führte 2008 das paralympische Team zur Silbermedaille. (Foto: EKD)

Dass er nun seit 2012 die Rolle als Seelsorger wahrnehmen kann, bedeute für ihn einen Segen, denn: „Da verbinden sich zwei Säulen in meinem Leben, nämlich Kirche und Sport."

Nach den eindrücklichsten persönlichen Momenten als Seelsorger bei den Paralympischen Spielen gefragt, denkt er sofort an London 2012. „The Games are coming home“, war damals das Motto der Paralympischen Spiele, denn diese haben auch in London ihren Ursprung, als am 29.7.1948 16 querschnittsgelähmte Männer zum ersten Mal gegeneinander im sportlichen Wettkampf beim Bogenschießen gegeneinander antraten. „Die Paralympische Idee war erwachsen aus den Stoke-Mental Games. Sir Ludwig Guttmann, ein deutscher Arzt hatte sie ins Leben gerufen“, erläutert Bode.

„Siege mitzufeiern, aber eben auch bei bitteren Niederlagen die starke Schulter anbieten und ein offenes Ort zu haben. Dafür sind wir da als ökumenisches Team Seelsorge.“

Olympiapfarrer Christian Bode

Oder da war der Para-Ski-Alpin-Athlet, der im ersten Rennen stürzt und dann anstatt bei weiteren vier teilnehmen zu können, einfach auf den Hang hochgucken muss – besonders tragisch nach so viel Trainingsfleiß, nach so viel Schmerz, dann am Höhepunkt angekommen, nur zuschauen zu dürfen. 

Jedem Menschen kommt Würde zu - unabhängig von er Leistung

„Siege mitzufeiern, aber eben auch bei bitteren Niederlagen die starke Schulter anbieten und ein offenes Ort zu haben. Dafür sind wir da als ökumenisches Team Seelsorge“, resümiert Christian Bode.

Und genau das zeichne Kirche im Sport aus: Zu zeigen, dass jeder Athlet, jede Athletin auch jenseits der Leistung gewollt ist und von Gott geliebt wird.

„Unser christliches Menschenbild macht immer wieder deutlich, dass ausnahmslos jedem Menschen – unabhängig von seinen Eigenschaften und Fähigkeiten, unabhängig auch von Sieg oder Niederlage – einzigartige Würde zukommt. Auch das zeigen die Paralympics.“ ergänzt der Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Stefan Oster 

"Die Paralympics in London hatten neue Maßstäbe gesetzt. Es waren unvergessliche Spiele mit einer nachhaltigen Wirkung für den Parasport."

Olympiapfarrer Christian Bode
Eröffnung der Paralympischen Spiele (Foto: Paris 2024)

Die evangelische und die katholische Kirche entsenden seit 1972 Pastor:innen als Seelsorger zu den Olympischen und Paralympischen Spielen. Diese Tradition wurde ins Leben gerufen, um den Athleten geistlichen Beistand und Unterstützung während der Wettkämpfe zu bieten. Die Arbeit der Seelsorgenden war tragischerweise in ihrem ersten Jahr besonders gefragt, denn die Olympischen Sommerspiele in München waren überschattet von einer blutigen Geiselnahme.

Aufgabe der Seelsorger:innen ist es, den Athlet:innen beizustehen, wenn diese besonderen Belastungen und Stress während der Olympischen Spiele ausgesetzt sind. Sie helfen den Athlet:innen dabei, Momente der Ruhe und Besinnung zu finden, um neue Kräfte zu sammeln.

Dies geschieht durch Gottesdienste, individuelle Gespräche und die Bereitstellung von Materialien wie Gebeten und Meditationen. Die Seelsorger:innen bieten nicht nur spirituelle Unterstützung, sondern fördern auch die ethische und persönliche Entwicklung der Athleten, indem sie Workshops und Gespräche zu Werten im Sport anbieten 

Arbeitskreis Kirche und Sport

Christian Bode über die Spiele

Durch den Klick auf den Play-Button erklären Sie sich damit einverstanden, dass Inhalte von YouTube geladen werden. Weitere Infos dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung von Google.

Hier geh es zu einem emotionalen Video-Statement von Christian Bode. 

zum Video

Sportseelsorge bei Olympia

Karl Zeiß (1912-1994) gilt als erster evangelischer Olympiapfarrer und leistete Pionierarbeit in der Sportseelsorge bei den Olympischen Spielen in Helsinki im Jahre 1952. Bis einschließlich Olympia 1972 in München war er Beauftragter der EKD für diesen Bereich. Seit diesen Spielen in München war bei allen Sommer- und Winterspielen ein ökumenisches Seelsorgeteam als fester Bestandteil der deutschen Mannschaft dabei. Kirche und Sport können hier also auf eine lange und für beide Seiten fruchtbare Partnerschaft zurückblicken. 

Beim 50jährigen Jubiläum der Olympiaseelsorge im letzten Herbst 2022 in München sagte der Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Stefan Oster: „Bei der Olympiaseelsorge geht es nicht nur um den Sport, es geht um den ganzen Menschen mit all den Erfahrungen von Freude, Leid, Gelingen, Grenzen, Sieg und Niederlage. Die Olympiaseelsorger halten gewissermaßen die Tür zur Seele der Menschen offen und hoffentlich auch zum Himmel – vor allem dort, wo manchmal die Sorge um die Physis allzu dominant wird. Oder auch dort, wo der psychische Druck auf die Athleten immer größer wird.“

Christian Bode

Christian Bode ist ev.- luth. Pastor und Geschäftsführer der Evangelischen Erwachsenenbildung Osnabrück, Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Kirche und Sport und seit 2012 Seelsorger bei den paralympischen Spielen.

Kontakt:

Tel: 05415054112

E-Mail: christian.bode@evlka.de

Foto: Paris 2024

Auch Athlet:innen aus dem Sprengel dabei

Übrigens haben sich 17 Athlet:innen aus Niedersachsen für die Paralympics qualifiziert – darunter auch welche aus dem Sprengel Lüneburg! 

Die Para-Athletin:innen aus Niedersachsen:

Para Badminton
• Marcel Adam | VfL Grasdorf/Team BEB
• Rick Cornell Hellmann | VfL Grasdorf/Team BEB
• Thomas Wandschneider | VfL Grasdorf/Team BEB

Para Bogensport
• Flora Kliem | ASC Göttingen

Para Dressursport
• Isabell Nowak | RZFV Stadthagen/Team BEB

Para Leichtathletik
• Laura Burbulla | VfL Wolfsburg/Team BEB
• Phil Grolla | VfL Wolfsburg/Team BEB

Para Rudern
• Hermine Krumbein | RK Normannia Braunschweig/Team BEB

Para Sportschießen
• Tjark Liestmann | SV Ladekop

Para Tischtennis
• Björn Schnake | TSV Thiede 1900/Team BEB

Rollstuhlbasketball
• Vanessa Erskine | Hannover United/Team BEB
• Alexander Budde | Hannover United/Team BEB
• Jan Haller | Hannover United/Team BEB
• Tobias Hell | Hannover United/Team BEB
• Jan Sadler | Hannover United/Team BEB

Rollstuhlrugby
• Mascha Mosel | TSV Achim/VfL Grasdorf/Team BEB
• Marco Herbst | VfL Grasdorf/Team BEB