Liebevoll hält Christine Schmid eine Babypuppe im Arm. Lüneburgs Superintendentin möchte das Christfest anschaulich machen und zeigen, dass die Weihnachtsbotschaft wirklich allen Menschen gilt. Deshalb hat sich die leitende Pastorin am Heiligen Abend noch vor Beginn der Christvespern in St. Johannis an den Stadtrand begeben. Auch in der Notunterkunft für Flüchtlinge im Olympischen Dorf der Theodor-Körner-Kaserne soll der weihnachtliche Friede auf Erden erfahrbar werden.
Knapp 500 Flüchtlinge leben hier zurzeit, die meisten von ihnen kommen aus Afghanistan und Syrien. In einfachen Worten, auf Deutsch und Englisch, begrüßt Christine Schmid die bunt gemischte Gemeinde auf dem Platz zwischen Kasernengebäuden: „A child is born“. An die 150 Menschen sind der Einladung gefolgt, neben den mehrheitlich muslimischen Flüchtlingen auch einige Christen. Und zudem etliche Helfer der DLRG, die die Notunterkunft betreibt.
Um den Blick auf einen geschmückten Weihnachtsbaum freizugeben, war extra noch ein Drahtzaun entfernt worden. Dann wird „Ihr Kinderlein, kommet“ angestimmt, ein einheimischer Akkordeonspieler und ein Gitarrist aus der Unterkunft begleiten den Gesang. Im Wechsel mit Uelzens früherem Propst Wolf von Nordheim liest Superintendentin Schmid die biblische Weihnachtsgeschichte, in deutscher und englischer Sprache. Ein Dolmetscher übersetzt sie ins Arabische. Nicht nur die Helfer singen anschließend „Stille Nacht, heilige Nacht“. Auch einige der Flüchtlinge versuchen, den für sie kryptischen Zeichen im Liederheft ihre Stimme zu geben.
Dann richtet Wolf von Nordheim, der sich in der Flüchtlingsarbeit vor Ort engagiert, „ein Wort an die Menschen in Rot“. Er dankte den Mitarbeitenden der DLRG für ihren Dienst. Menschen hätten die Fähigkeit zum Mitgefühl, betont von Nordheim mit Blick auf das Leid der Flüchtlinge und die Not in der Welt. Weihnachten bedeute den Frieden, der von oben kommt. Wo sich die beiden Linien träfen, die Horizontale und die Vertikale, „da kommt Jesus neu zur Welt“.