Jahreskonferenz der Diakone und Diakoninnen wünscht mehr Kollegialität
„Ich erlebe noch oft die alte Frage: Wer ist hier Koch und wer ist Kellner?“ Diese leidvolle Erfahrung schilderte kürzlich ein Teilnehmer bei der Jahreskonferenz der Diakoninnen und Diakone in Hermannsburg. Der als Gast eingeladene Pastor Andreas Dreyer gestand ein, dass die Kollegialität der kirchlichen Berufsgruppen im jahrelangen Ringen um Personaleinsparungen verloren gegangen sein könnte. Doch für den Vorsitzenden des hannoverschen Pfarrvereins steht fest: „Es geht nur miteinander!“
„Wir sind Kirche – Gemeinsam Kirche gestalten.“ So lautete das Motto der rund 80 Konferenzteilnehmer im Evangelischen Bildungszentrum Hermannsburg. Wobei das „Wir“ für beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende steht, „vor allem: Christinnen und Christen“. Das Thema sei aus Überlegungen zur Personalentwicklung im Vorjahr entstanden, berichtet Kerstin Dede (Hannover). Der Beauftragten für die insgesamt 570 Diakoninnen und Diakone der hannoverschen Landeskirche ist dabei deutlich geworden, „dass eine berufliche Weiterentwicklung nur im Zusammenspiel mit anderen Berufsgruppen gelingen kann“.
Die Kommunikation des Evangeliums werde von vielen Mitarbeitenden gemeinsam wahrgenommen, betonte die Diakonin. Deshalb habe sie neben Andreas Dreyer als Vertreter der Pastorenschaft auch Jost Hasselhorn als Ehrenamtlichen, Martin Fischer vom Diakonischen Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen und Landessuperintendent Dieter Rathing um ein Votum gebeten.
Von einer größer gewordenen Durchlässigkeit zwischen den Aufgabenbereichen der verschiedenen Berufszweige sprach Dieter Rathing. „Pfarramtliche Aufgaben wandern in das Priestertum aller Getauften“, sagte Rathing etwa mit Blick auf Lektoren und Prädikanten. Während jedoch das Pfarramt eng auf die Ortsgemeinde bezogen sei, seien Diakone heute häufiger regional oder auf Kirchenkreis-Ebene tätig. Der Regionalbischof sah darin eine Chance für den Berufsstand: So wachse die Wahrnehmung im öffentlichen Raum. „Das Gesicht des Diakons steht für die Kirche.“
Für Martin Fischer ermöglicht die Zusammenarbeit der Berufsgruppen eine „ganzheitliche Sichtweise auf das, was Menschen bewegt“. Es sei ein Alleinstellungsmerkmal der Kirche, dass sie zugleich etwa die Vernetzung im Gemeinwesen, sozialrechtliche Beratung, Seelsorge und Räume zur Selbsthilfe anbiete. Dass ehrenamtlich Mitarbeitende das Miteinander in der Kirche bereichern, betonte Jost Hasselhorn. Dafür biete die Kirche den Freiwilligen vor allem „Verantwortung, Training und Begleitung“.
Das Berufsbild der Diakone ist laut Kerstin Dede durch die Aufgabenbereiche „Unterstützen, Bilden und Verkündigen“ gekennzeichnet. Durch die Ausbildung zum Diakon und Sozialarbeiter bieten sich zusätzliche Möglichkeiten.
Während Pastoren häufig im Kernbereich der Kirchengemeinde agierten, kenne sich der Diakon etwa in der Schullandschaft viel besser aus als der Theologe, anerkannte Landessuperintendent Rathing die Kompetenz der Diakone. Sie seien bei entsprechenden Fragen auch die besseren Gesprächsteilnehmer. Und: „Wer, wenn nicht Sie, identifiziert Armut in einer Gemeinde!“ Doch Rathing mahnte auch: „Stellen Sie Ihre Professionalität so deutlich dar, dass Sie als Profi erkannt werden!“
Auch Andreas Dreyer vom Pfarrverein rief in seinem Schlussvotum dazu auf, den „Außenblick“ zu bewahren. Der Weg der Kirche sei verheißungsvoll, werde aber nicht einfach sein. Nicht zuletzt angesichts gegenwärtiger Herausforderungen lag der Ton schließlich wieder auf der viel zitierten Kollegialität unter den kirchlichen Berufsgruppen, Kerstin Dede: „Mir ist das ein Herzensanliegen.“
Hartmut Merten