Gebäude gemeinsam nutzen

Nachricht Uelzen, 10. November 2011

Landessuperintendent Rathing zur Zukunft der Kirche im ländlichen Raum

Uelzen. Wenn die Vermittlung von Glaubenstraditionen nicht mehr von selbst geschieht, kommt es darauf an, persönlich dafür einzustehen. Das sagte Landessuperintendent Dieter Rathing in einem Vortrag beim Jahresempfangt des Kirchenkreises Uelzen. „Mütter und Väter von Kindergartenkindern, Konfirmandeneltern sowie die ältere Generation sind angesprochen, sich des eigenen Glaubens gewiss zu werden, darüber zu reden und ihn weiterzugeben“. Das Thema des Abends, zu dem Propst Jörg Hagen Vertreter des öffentlichen Lebens in die St. Marienkirche eingeladen hatte, lautete: „Die Zukunft der Kirche im ländlichen Raum“.

Auf dem Lande gehe die Zahl der Vollerwerbshöfe zurück, die junge Generation wandere ab, Lebensmittelläden könnten nicht mehr existieren, nannte Rathing Beispiele für die Situation. Dabei sei der ländliche Raum „innerlich stark“, hat der Regionalbischof beobachtet. „Die Bindung von Menschen an die Kirche ist weiterhin hoch“, die Sehnsucht nach Naturnähe sei ungebrochen. „Auf dem Land leben Menschen in einer Gesellschaft des Sich-Kennens“, betonte Rathing einen Vorteil gegenüber der fortschreitenden Anonymisierung in den Städten.

Grundsätzlich sollten auch im ländlichen Raum eher Pfarr- und Gemeindehäuser aufgegeben werden als Mitarbeiter, sagte der Landessuperintendent. Während es früher nur die Kirche und die Kneipe als Gemeinschaftshäuser gegeben habe, hätten die dörflichen Institutionen in den letzten Jahren „verschiedene Eigenleben“ entwickelt. „Wir werden wieder zusammenkommen müssen, Gebäude und Einrichtungen gemeinsam nutzen“, sagte Rathing etwa mit Blick auf Sportvereine, Jugendfeuerwehren und Seniorengruppen.

Statt um sich selbst zu kreisen, sollte die Kirche auch im ländlichen Raum öffentlich wirken. Als Beispiel nannte Rathing die Kirchengemeinde Radegast am Elberadweg, die mit ihrer offenen Kirche und einem Café einen Rastplatz für die Seele biete. Kirchengemeinden könnte ihre Räumlichkeiten für die ärztliche Sprechstunde zur Verfügung stellen und als Organisatoren von Nachbarschaftshilfe tätig werden, sieht Rathing die Kirche mit ihrer diakonischen Aufgabe als „Grundversorger der Menschen“.

Im Rahmen seines Kirchenkreisbesuches hatte Dieter Rathing vor dem Jahresempfang unter anderem die „Woltersburger Mühle“ besucht. Das vom Verein Integration durch Arbeit entwickelte „Projekt von Arbeitslosen für Arbeitslose“ will zudem die touristische Infrastruktur fördern. Außerdem soll hier ein Zentrum für biblische Spiritualität und gesellschaftliche Verantwortung entstehen. Für Rathing ist die Idee ein gutes Beispiel für die Verbindung von gesellschaftlicher Verantwortung und Frömmigkeit.

Hartmut Merten