Rathing will Mitarbeiter begleiten

Nachricht Lüneburg, 17. August 2011
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Bereits Anfang August ist Dieter Rathing mit seiner Frau Heidi in die Lüneburger Landessuperintendentur eingezogen. Der Eingangsbereich wurde aus dem Anlass neu gestaltet: mit einer Kreuzsymbolik und der Farbe Violett, sozusagen im „corporate design“ der Landeskirche. Foto: Hartmut Merten  

Der neue Landessuperintendent für den Sprengel Lüneburg, Dieter Rathing, sieht eine vorrangige Aufgabe seines Amtes in der Seelsorge. Er wolle die Mitarbeiter in Gemeinden, Kirchenkreisen und Einrichtungen in den gegenwärtigen Veränderungsprozessen der Kirche begleiten, sagte Rathing bei einer Pressekonferenz aus Anlass seines Dienstantritts am 18. August in Lüneburg. Der Regionalbischof für die zwölf Kirchenkreise im Nordosten Niedersachsens wird am Sonntag, 28. August, um 15 Uhr in der Lüneburger St. Johanniskirche durch Landesbischof Ralf Meister offiziell in sein Amt eingeführt.

So habe beispielsweise der sogenannte Traditionsabbruch zu einer Verunsicherung der kirchlichen Mitarbeiter geführt, nannte Rathing eine Herausforderung. „Die Menschen wissen immer weniger von Kirche, wie meldet man zum Beispiel eine Taufe an.“ Zudem könne die kirchliche Arbeit heute nicht mehr allein aus Kirchensteuereinnahmen finanziert werden. „Wir sind gefordert, uns selbst um ergänzende Einnahmen zu kümmern“, sagte der neue Landessuperintendent. Schließlich habe die Akzeptanz der Kirche abgenommen, viele Mitarbeiter fragten sich: „Sind wir als Kirche noch gewollt?“ Allerdings sieht Rathing in der Situation auch Chancen: „Wir werden durch diese Verunsicherungen geerdet. Wenn etwa Traditionen abgebrochen sind, dann müssen wir es in die Hand nehmen, unsere Themen wieder ins Gespräch zu bringen. Das tut uns ganz gut“, meinte Rathing.

Dass im Sprengel Lüneburg eine Vielfalt von Themen gegeben ist, ist dem neuen Landessuperintendenten bewusst. Dazu gehörten Hermannsburg mit seinem Missionswerks ebenso wie die stark verweltlichte Wohnregion rund um Hamburg, die Heide-Klöster wie mehrere touristisch attraktive Regionen, die Autostadt Wolfsburg wie Gorleben als Symbol für den Widerstand gegen Atomenergie. Er sei froh, dass über die Ablehnung der Kernenergie inzwischen ein gesellschaftlicher Konsens erreicht ist, betonte der 54-jährige Theologe und fügte hinzu: „Ich kann verstehen, dass man in Gorleben nicht akzeptieren will, möglicherweise einziger Endlagerort zu sein.“ Auch für ihn wäre eine Vorfestlegung auf Gorleben nicht akzeptabel.

Auf die Frage eines Journalisten, wie er über das Projekt „Eine Kirche in Niedersachsen“ denke, antwortete Dieter Rathing mit dem Hinweis auf das Dilemma der kleineren Einheiten. Kleine Gemeinden, Kirchenkreise und Landeskirchen hätten dasselbe Problem: sie könnten nicht alle Dienstleistungen selbst erbringen. Rathing, der sich in dem Zusammenhang für eine volkskirchliche Präsenz auch in der Fläche aussprach, zeigte sich zuversichtlich: Der Prozess der Zusammenarbeit der niedersächsischen Kirchen werde vorangehen.