Abschied und Neubeginn im Amt des Lüneburger Regionalbischofs
„Mit Dir kommt als Regionalbischof ein Grenzgänger in diese Aufgabe.“ Das sagte Landesbischof Ralf Meister zur Amtseinführung von Dr. Stephan Schaede in der Lüneburger St. Johanniskirche.
Das Leben des bisherigen Direktors der Evangelischen Akademie Loccum sei durchzogen von Grenz-Überschneidungen, Weltoffenheit und vielfältigen Leidenschaften. „Multiprofessionalität, Interdisziplinarität waren dir vertraut bevor sie zu fast heiligen Zielbegriffen innerhalb unserer Kirche wurden“, würdigte der Landesbischof den weiten Horizont des neuen leitenden Geistlichen für den Sprengel Lüneburg. Der 57-Jährige wurde anschließend unter Gebet und Segen feierlich in sein Amt eingeführt.
„Ich möchte gemeinsam mit anderen Furchen ziehen“, sagte Schaede in seiner Predigt und präsentierte seine umfangreiche Agenda: Er wolle sich mit dem Lastenfahrrad auf den Weg machen, Menschen ansprechen, zuhören, für Kirche begeistern, Blockaden lösen, Umständliches leichtgängig machen. „Mobilitätstransformation in Wolfsburg, Zwischenlagermurks im Wendland, die Sicherheitspolitik in Munster“, ließ Schaede sein Interesse an gesellschaftlichen Themen erkennen. Der neue leitende Geistliche wünscht sich zudem „mehr Theater in der Kirche, mehr Kirche im Theater, Musikexperimente, digitale Gottesdienstmodule, die die junge Generation ansprechen“. Gott als großes Versprechen der Menschheit stark zu machen und auch Leute, die mit der Kirche fremdeln, neugierig werden zu lassen, skizzierte der Prediger weitere Visionen und fragte: „Was ist die entscheidende Energie für uns persönlich, für die Kirche, für unser Land? Wenn es eine Energie gibt, dann quillt sie aus der Sache selbst hervor - sie bringt uns selbst ins Spiel, schafft Raum und brennt sich in uns ein“, predigte Schaede.
Schaede übernahm das Amt des Regionalbischofs im Juli von Dieter Rathing. Der wurde von Landesbischof Meister offiziell entpflichtet. „Die Herzen der Menschen zu erreichen: Das war und ist ein wunderbares Charisma, das du hast“, würdigte Meister den Regionalbischof im Ruhestand. Das rechte Wort zur rechten Zeit zu sagen, sei eine seiner Gaben. „Nicht wer viel, sondern wer von der Guten Botschaft redet, verbringt seinen Auftrag als Pastor zur Ehre Gottes“, dankte der Landesbischof Dieter Rathing für seinen Dienst.
Mit persönlichen Worten wandte sich Rathing, dessen Ehefrau Heidi Anfang des Jahres verstorben war, anschließend an die Gemeinde: „Ich habe nicht gewusst, was über Fakultäten und Hierarchien, über Ehren- und Hauptamt, über Professionen und kirchliche Grenzen hinweg an für mich bestimmter Zuwendungskraft möglich ist“, dankte Rathing für Trost in den vergangenen Monaten. „Wenn ich in dem immer zu gewaltigen kirchlichen Auftrag nicht verzagt bin, dann war es das Vertrauen, das mir Menschen entgegengebracht haben.“ Rathing stand seit 2011 an der Spitze des Sprengels.
Der Sprengel Lüneburg ist einer von sechs Kirchenbezirken der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Dazu gehören zehn Kirchenkreise im nordöstlichen Niedersachsen mit insgesamt rund 500.000 Kirchenmitgliedern in 225 Gemeinden.
Hartmut Merten