Rathing zu Besuch im Kirchenkreis Winsen/Luhe

Nachricht Winsen/Luhe, 04. April 2019

Der Lüneburger Landessuperintendent Dieter Rathing hat jetzt den Kirchenkreis Winsen visitiert. Im Rahmen dieser zweiwöchigen Besuchsreise absolvierte Rathing 33 Termine. So stand ein Besuch bei Landrat Rainer Rempe genauso auf dem Programm wie etwa der konstituierende Kirchenkreistag oder ein Gespräch mit dem Kirchenkreisvorstand, das den Kirchenkreis gemeinsam mit Superintendent Christian Berndt leitet.

Besonders beeindruckt zeigte sich der Regionalbischof von der Flüchtlingsbetreuung, die nach wie vor nicht nur in Winsen, sondern auch in der Elbmarsch, in Stelle, in Ramelsloh, Salzhausen sowie in Egestorf seitens der Kirchengemeinden geleistet wird. Rathing nannte dies einen „Aktivposten in der Landeskirche“. Dieses von vielen Ehrenamtlichen getragene Projekt sei richtungsweisend für Niedersachsen. Kritisch merkte Rathing die Abschiebepolitik an, insbesondere wenn Einzelpersonen sich gerade in einer Ausbildung befänden oder Familien schon gut integriert seien. Außerdem wünsche er sich mehr Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsstellen für Geflüchtete, damit diese eine Tagesstruktur bekämen.

Sehr eindrucksvoll geschildert worden sei ihm auch das seit zwei Jahren bestehende Patenprojekt Swasiland, bei dem inzwischen über 200 Paten aus dem Kirchenkreis Winsen die Betreuung von jeweils einem Waisenkind im südlichen Afrika mit monatlich 20 Euro finanzierten. „Wir dürfen nicht vergessen, was in Sonntagspredigten gesagt wurde“ so Rathing mit Blick auf ein diakonisches Engagement von Einzelnen, aber auch von Gemeinden.

Vom Gespräch mit dem Evangelischen Kindertagesstätten-Verband im Kirchenkreis nahm Rathing als stärksten Eindruck den Fachkräftemangel mit. „Pro Kita fehlt eine Erzieherin“, so der Geistliche. Er nehme die Anregung einer dualen Ausbildung, bei der die Auszubildenden schon ein Gehalt bekämen, gern mit in die Leitungsrunde der Landeskirche.

Weitere interessante Stationen nannte der Landessuperintendent unter dem Stichwort: „Kirche am anderen Ort“. So besuchte er am Krankenhaus Winsen sowohl den Krankenhaus-Seelsorger, als auch die Klinikleitung.

Rathing nahm teil am Unterricht in den Berufsbildenden Schulen Winsen, sprach mit der Schulpastorin und informierte sich bei der für die Seelsorge an Schülern zuständigen Lehrerin.

Die dritte Station „am anderen Ort“ war der Herbergsverein, der Suchtkranke, Nichtseßhafte sowie auch Geflüchtete betreut. „Es geht darum, Menschen fit zu machen fürs Leben“ so Rathing. Er freue sich über die engen Kontakte zum Kirchenkreis.

Als weitere positive Entwicklungen nannte Rathing, dass der Verwaltungssitz in Winsen bleibe. Über viele Jahre hinweg hatte die Landeskirche den Standort Lüneburg favorisiert. Weiter freue er sich, dass der Kirchenkreis seit kurzer Zeit eine volle Stelle für die Kreisjugendwartin fest verankert habe. Hier gehe es auch um eine Perspektive für Jugendliche in der Kirche.

Sorgen bereite dem Landessuperintendenten die Mitgliederentwicklung. Bei seinem letzten Besuch von sechs Jahren habe der Kirchenkreis noch 43.000 Mitglieder gehabt, jetzt seien es nur noch 39.000. „Unsere Pastoren stehen mehr an Gräbern, als an Taufbecken“ schilderte Rathing eindrücklich die Situation. Reine Austritte seien etwa ein Viertel der genannten Differenz. Insgesamt halte er die Größe des Kirchenkreises Winsen für gut. Andere Kirchenkreise seien weitaus größer. Aus seiner Erfahrung werde es dann aber zunehmend unpersönlicher und schwieriger.

Mit Blick auf die aktuellen Freitagsdemonstrationen von Schülern sagte Rathing: „Mir ist deutlich geworden, dass es den Kindern ernst ist. Sie durchbrechen mit ihrem Streik zwar eine Ordnung, aber wenn Gefahr im Verzug ist, ist es im Moment tolerabel“. Dann könne er es dulden.

Resümierend sagte Rathing: „Trotz des eng gesteckten Terminplans habe ich sehr tiefgehende Gespräche führen können“. So seien seine Besuche gerade bei Ehrenamtlichen als sehr wertschätzend empfunden worden. Am Pfingstmontag besucht der Landesbischof den Kirchenkreisgottesdienst unter freiem Himmel im Steller Buchwedel.

Wilfried Staake